Kinesiologisches Taping bei Wadenschmerzen
Schmerzen sind auf verschiedene Ursachen zurückzuführen, wobei sie allgemein als ein Warnsignal unseres Körpers verstanden werden können. Die Ursache der Schmerzen befindet sich nicht zwangsweise im vom Schmerz betroffenen Körperteil. Ein Beispiel dafür sind Wadenschmerzen.
Bei der Betrachtung der Diagnosedaten und Statistiken zu Wadenschmerzen werden jährlich rund 200.000 Fälle registriert. Eine Problematik, welche im Zuge der statistischen Häufigkeitsverteilung auftritt ist, dass Wadenschmerzen in Assoziation mit anderen Krankheiten auftreten können. Leichtes Ziehen oder Stechen im Bereich der Wade wird von Betroffenen meist nicht großartig beachtet, was dazu führt, dass in Bezug auf die Registrierung von Fällen eine hohe Dunkelziffer nicht aus bleibt. Auffällig ist, dass Frauen im Vergleich zu Männern häufiger von Wadenschmerzen betroffen sind.
Die Wade gilt als kleiner Muskel, welcher beim Laufen unter hoher Belastung steht. Vor allem bei unerwarteten plötzlichen Sprints kann es schnell zu Verletzungen kommen, wenn die Muskulatur nicht aufgewärmt ist. Die häufigsten Verletzungen der Wade sind Zerrungen, Überdehnungen oder Muskelfaserrisse. Leichtere Probleme durch Verhärtungen oder Muskelkater sind ebenfalls nicht untypisch.
Anatomie und Funktion der Wadenmuskulatur
Die Muskulatur der Waden besteht aus dem zweiköpfigen Wadenmuskel und dem Schollenmuskel. Diese zwei Muskeln werden häufig als dreiköpfiger Wadenmuskel (Musculus triceps surae) beschrieben.
Die Funktion der Wadenmuskulatur besteht darin, die Beugung des Fußes nach unten zu ermöglichen, die bei verschiedenen Bewegungsabläufen wie dem Laufen oder Springen eine Notwendigkeit darstellt. Die Wadenmuskulatur ist daher mit dem unteren Teil des Oberschenkelknochens sowie über die Achillessehne mit dem Fersenbein (Calcaneus) verbunden. Die Kräfte, die auf das Fersenbein einwirken, werden über die Achillessehne auf den doppelköpfigen Wadenmuskel übertragen. Diese Kräfte können von starkem Ausmaß sein. Daher gilt der doppelköpfige Wadenmuskel als ein starker Skelettmuskel.
Ursachen von Wadenschmerzen
Wadenschmerzen können aus physischer Überbelastung resultieren. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass die Schmerzen organische Ursachen besitzen. Aufgrund dessen sollten bei der Identifizierung der Ursache für die bestehenden Wadenschmerzen folgende Aspekte berücksichtigt werden:
- Tritt der Schmerz in der Wade stechend und plötzlich auf?
- Tritt der Wadenschmerz akut und stark als Resultat einer Überbelastung auf?
- Ist der Schmerz ausschließlich während des Gehens bemerkbar?
- Sind die Wadenschmerzen chronisch?
1. Der Wadenkrampf
Stechende und plötzlich auftretende Schmerzen sind oft ein Indiz für das Vorliegen eines Wadenkrampfes. Wadenkrämpfe entstehen meist als Konsequenz von Übermüdung oder einem gestörten Elektrolythaushalt. Bei lang anhaltenden physischen Belastungsphasen wie beim Ausdauersport beginnt der Körper zu schwitzen und sondert Mineralstoffe ab, welche für die Funktionsfähigkeit der Muskeln relevant sind. Im Zuge einer langen körperlichen Belastungseinheit kann der Elektrolythaushalt aus dem Gleichgewicht kommen, was die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Wadenkrampfes erhöht. Das heißt, dass ein Krampf nach langer sportlicher Belastung mit hoher Intensität auf den Mangel an Elektrolyten wie Magnesium zurückzuführen sein könnte. Eine nährstoffarme sowie unausgewogene Ernährungsweise kann ebenso die Ursache für das häufige Auftreten von Krämpfen und Schmerzen in den Waden sein.
Liegt der Verdacht eines Wadenkrampfes vor, sollte die körperliche Belastung unterbrochen werden. Zur Schmerzlinderung empfiehlt es sich, eine ausreichende Flüssigkeitsmenge in Form von Mineralwasser sowie Magnesium zu sich zu nehmen. Ist anschließend keine Schmerzreduzierung festzustellen, sollte ein Sportarzt kontaktiert werden.
2. Wadenzerrung und Muskelfaserriss
Akute und starke Wadenschmerzen sind meist eine Konsequenz einer körperlichen Überbelastung. Dabei kann es sich um eine Zerrung oder einen Faser-, Bündel- oder Muskelriss handeln. In diesem Fall sollte die körperliche Betätigung unterbrochen, der Muskel gekühlt und ein Arzt hinzugezogen werden. Eine Muskelzerrung ist eine der häufigsten Verletzungen bei Überbelastungen. Bei starker Überbelastung kann sogar ein Muskelfasseris, Muskelbündelriss oder, schlimmer noch, ein Muskelriss entstehen. Bei den Differenzierungen handelt es sich im Prinzip um die gleichen Verletzungen, jedoch variiert der Schweregrad.
3. Durchblutungsstörung in der Wade
Ist der Schmerz in der Wade ausschließlich beim Gehen spürbar, kann dies auf eine arterielle Ursache hindeuten. Sollten die Schmerzen beim Gehen entstehen und bei Nichtbelastung, also beim Sitzen oder Liegen, schnell wieder nachlassen oder verschwinden, ist höchste Aufmerksamkeit geboten. In diesem Fall sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden, da diese Symptome auf eine Durchblutungsstörung wie z.B. Arteriosklerose hindeuten. Dabei sammeln sich Ablagerungen an den Gefäßwänden. Diese Ansammlung kann für eine verschlechterte Durchblutung der Arterien verantwortlich sein. Im Zuge der Beinaktivität, durch beispielsweise Gehen, entsteht ein erhöhter Sauerstoffbedarf der Muskeln, sodass ein erhöhter Blutfluss angeregt wird. Die Ansammlung von Ablagerungen wirkt jedoch einem erhöhten Blutfluss entgegen, sodass Schmerzen in der Wade entstehen.
4. Chronische Wadenschmerzen
Chronische Wadenschmerzen sind dagegen ein Indiz für eine Entzündung, welche ebenfalls von einem Arzt behandelt werden sollte. Sofern es sich nicht um einen plötzlichen, beziehungsweise akut auftretenden Schmerz handelt, liegen voraussichtlich chronische Wadenschmerzen vor, welche möglicherweise aus einer Venenentzündung resultieren. In diesem Fall ist Vorsicht geboten, da sich aus einer Venenentzündung eine Thrombose entwickeln kann, auch bekannt als Thrombophlebitis. Eine Venenentzündung kann diverse Ursachen haben. Häufig sind diese von mechanischer Natur. Zum Beispiel kann bereits das Tragen von zu enger Kleidung zu Venenentzündungen führen.
Kinesiologisches Taping bei Schmerzen in der Wade
Kinesiologisches Taping kann an der Wadenmuskulatur seine Anwendung finden. Mit dem kinesiologischen Tape kann die Wade stabilisiert werden, ohne dass die Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird. Grundsätzlich ist die Nutzung eines kinesiologischen Tapes kein Ersatz für die therapeutische Behandlung von einem Arzt oder Physiotherapeuten. Bei folgenden Beschwerden kann der Einsatz eines kinesiologischen Tapes eine unterstützende Funktion im Heilungsprozess einnehmen:
- Bei einer Verhärtung der Muskulatur
- Bei einem Muskelkater
- Bei einer Zerrung im Wadenmuskel
- Bei einem Muskelfaserriss
- Bei einem Wadenkrampf, welcher aufgrund von körperlicher Überbelastung entstanden ist
Liegt eine Zerrung der Wade oder ein Muskelfaserriss vor, können die gängigen Maßnahmen wie Ruhe, Kälte und Kompressionen angewendet werden. Zudem kann das Kinesiologie Tape als unterstützende Behandlungsmaßnahme den Heilungsprozess positiv beeinflussen und die Muskeln entspannen. Das Tapen der Wade verfolgt somit das Ziel, die Muskulatur zu entlasten.
Allgemeine Hinweise zur Nutzung von kinesiologischen Tapes
Der Einsatz von kinesiologischen Tapes gewinnt zunehmend an Beliebtheit. Ärzte und Physiotherapeuten setzen kinesiologische Tapes daher bei unterschiedlichen Krankheitsbildern ein. Dies umfasst sowohl chronische als auch akute Beschwerden. Der Einsatz des kinesiologischen Taping kann als unterstützende Therapiemethode angesehen werden. Dem Taping Prozess werden sowohl präventive als auch rehabilitative Wirkungen nachgesagt. Im Rahmen der Erstversorgung kann der Einsatz des Tapes unterstützen, einen bereits entstandenen körperlichen Schaden zu begrenzen. In der Therapie kann das Kinesiologie Tape als Instrument eingesetzt werden, um die Heilung zu beschleunigen und um die natürlichen körperlichen Funktionen wiederherzustellen. Rehabilitativ angewandte Tapes können ergänzend zu Übungen und Trainingsbelastungen eingesetzt werden.
Kinesiologischen Taping wird eine maximale Wirkung nachgesagt, wenn diese mit physiotherapeutischen Übungen kombiniert werden. Außerdem ist für die Entfaltung der vollen Wirkung das korrekte Anbringen der Tapes unerlässlich. Es existieren zwar Anleitungen, wie kinesiologisches Taping an gezielten Körperregionen selbst durchgeführt wird, jedoch kann eine falsche Anwendung der Tapes die Wirkung abschwächen oder sogar gesundheitliche Konsequenzen mit sich bringen. Die Anleitungen sollten mehr als Orientierungshilfe dienen. Lassen Sie die Tapes von einem Arzt oder Physiotherapeuten anbringen.
Kinesiologische Tapes sind im Allgemeinen gut hautverträglich. Kommt es im Zuge des Einsatzes dennoch zu Hautunverträglichkeiten, sollte die Anwendung des kinesiologischen Tapes sofort unterbrochen werden. Ebenfalls sollten kinesiologische Tape-Streifen nicht auf offene Wunden oder nicht verheilte Narben aufgeklebt werden. Des Weiteren ist von kinesiologischen Taping bei Schwangerschaften (bis zum einschließlich dritten Monat) oder bei Hauterkrankungen (z.B. Neurodermitis oder Psoriasis) abzusehen. Dies gilt ebenfalls bei Allergien gegen Acryl, da das Klebemittel aus diesem Stoff besteht.
Ein Vorteil der Verwendung von kinesiologischen Tapes ist hingegen, dass sie die Bewegungsabläufe im Alltag nicht einschränken. Ebenso können die Tape-Streifen beim Duschen oder schwimmen getragen werden, da sie aufgrund ihrer Materialeigenschaften wasserfest sind. Neben dem einwandfreien Anlegen des kinesiologischen Tapes sollten gezielten Übungen genutzt werden, um die volle Wirkung zu erzielen.