Kinesiologisches Taping des Nackens

Kinesiologisches Taping bei Nackenschmerzen

Nacken- und Schulterschmerzen können zu Funktionsstörungen und Bewegungseinschränkungen der Gelenke führen. Bei Nichtbehandlung können die Schmerzen zum Einnehmen einer Schonhaltung führen. Besonders häufig sind von Nackenschmerzen Berufstätige betroffen, die am Schreibtisch arbeiten und vermehrt eine falsche Haltung am Arbeitsplatz einnehmen. Die falsche Körperhaltung führt dann zu muskulären Verspannungen im Halswirbelsäulenbereich und dem Nacken.

Im klinischen Alltag sind Nackenschmerzen häufig vorzufinden. Sie verursachen hohe medizinische sowie volkswirtschaftliche Kosten. Jährlich sind 30 - 50% der erwachsenen Bevölkerung von Nackenschmerzen betroffen. Mit zunehmendem Alter und insbesondere bei Personen, die von einer chronischen Erkrankung betroffen sind, steigt das Risiko an Nackenschmerzen zu erkranken. Auffällig ist, dass Frauen im Vergleich zu Männern häufiger über Nackenschmerzen klagen.

Bei der Betrachtung der Beratungsanlässe machen Nackenschmerzen 4% in den Hausarztpraxen aus. Im Zuge der Behandlung von Nackenschmerzen besteht die Problematik, dass die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit der meisten Behandlungsmaßnahmen noch nicht ausreichend durch klinische Studien belegt worden sind. In Deutschland liegen keine epidemiologischen Daten sowie Kosten zum Krankheitsbild „Nackenschmerzen“ vor.

Anatomie und Funktion des Nackens

Der hintere Teil des Halses wird als Nacken bezeichnet und ist verantwortlich für die Beweglichkeit des Kopfes sowie Teile des Oberkörpers. Die Halswirbelsäule, das Genick, die Nackenmuskulatur und die Rezeptoren der Oberflächen- und Tiefensensibilität gehören zum Nacken. Aufgrund der komplexen anatomischen Strukturen der Hals- und Nackenmuskulatur, der Nervenwurzeln und der Wirbelsäule ist der Nackenbereich äußerst anfällig für funktionelle und somatische Erkrankungen. Diese äußern sich dann in chronischen oder akuten Schmerzen im Bereich des Nackens. Allerdings kann der Schmerz, welcher zunächst im Nackenbereich auftritt, auch auf andere Körperteile wie auf die Schultern oder auf die Arme ausstrahlen.

Ursachen von Nackenschmerzen

Die Ursachen von Nackenschmerzen sind vielfältig. Eine dauerhafte einseitige beziehungsweise monotone Körperhaltung am Arbeitsplatz kann der Auslöser für die Entstehung von Nackenschmerzen sein. Ebenso können harmlose muskuläre Verspannungen, bis hin zu entzündlichen, infektiösen, neurologischen Erkrankungen das Auftreten fördern.

Grundsätzlich können die Ursachen organischer oder funktioneller Natur sein. Zu den organischen Ursachen von Nackenschmerzen zählen beispielsweise:

  • Das Schleudertrauma
  • Muskel- und Bänderzerrungen
  • Wirbelfrakturen
  • Degenerative Wirbelsäulenerkrankungen
  • Bandscheibenvorfall
  • Infektionskrankheiten (z.B. Meningitis, Tollwut etc.)

Zu den funktionellen Ursachen von Nackenschmerzen zählen hingegen:

  • Verspannungen
  • Schiefhals
  • Stress
  • Depressionen
  • Burnout-Syndrom
  • Muskuläre Dysbalancen

Nackenschmerzen können durch das Vorkommen von Angst, Beunruhigung, Besorgnis und depressiven Verstimmungen verstärkt werden. Ebenso kann das berufliche Umfeld eine Risikoquelle darstellen.

Kategorisierung von Nackenschmerzen

Nackenschmerzen werden im klinischen Alltag nach der Dauer (akut – subakut – chronisch) und der Ätiologie (traumatisch – idiopathisch) kategorisiert. Ärzte unterscheiden bei Nackenschmerzen, ob es sich um eine spezifische oder unspezifische Ursache der Erkrankung handelt. Von akuten Nackenschmerzen wird gesprochen, wenn die Schmerzen nicht länger als 6 Wochen bestehen. Der Nackenschmerz wird als Subakut eingestuft, wenn die Schmerzen zwischen 6 – 12 Wochen anhalten. Halten die Schmerzen länger als 12 Wochen an, ist von einem chronischen Nackenschmerz die Rede. 40% der Patienten mit akuten Nackenschmerzen gelingt eine nachhaltige Genesung. Wiederrum haben 30% der Patienten weiterhin Beschwerden, welche jedoch abgeschwächt sind. Die restlichen 30% der Patienten erleben einen chronischen Verlauf.

Therapie/Behandlung von Nackenschmerzen

Bislang bestehen wenige Studien, die die wissenschaftliche Evidenz von Behandlungsmethoden bei Nackenschmerzen belegen. Die korrekte Wahl der Behandlungsmethode ist abhängig von der Ursache der Nackenschmerzen. Daher ist eine exakte Diagnose seitens eines Arztes notwendig.

Einer der häufigsten Gründe für Nackenschmerzen sind Verspannungen. In diesem Fall ist es wichtig, Schonhaltungen zu vermeiden und Alltagsaktivitäten so früh wie möglich wieder auszuführen. Eine Schonhaltung kann zu einer Verstärkung der Beschwerden führen. Bei Verspannungen ist die Muskulatur oftmals verkürzt, sodass dies zu Schmerzen bei Bewegung führt. Daher ist es wichtig die Muskulatur nicht einer dauerhaften Schonhaltung zu unterziehen, sondern durch sanfte Mobilisation die verkürzte Muskulatur zu dehnen. Dies gilt bei akuten Nackenschmerzen. Um langfristig dagegen anzukämpfen, empfiehlt sich dauerhafte sportliche Betätigung.

Bei länger anhaltenden Nackenschmerzen, also subakuten oder chronischen Nackenschmerzen, sollte eine Krankengymnastik oder postisometrische Relaxation angewendet werden. Im Falle von chronischen Nackenschmerzen empfiehlt sich eine gezielte Kräftigung der Nackenmuskulatur.

Der dosierte Einsatz von Schmerzmitteln zur Schmerzlinderung ist im Zuge von akuten Nackenschmerzen sinnvoll, um eine Grundvoraussetzung für leichte Bewegung zu schaffen. Die damit einhergehende Schmerzlinderung ermöglicht das Ausführen von sanften Bewegungen und das zwischenzeitliche Aufgeben der Schonhaltung. Für die bloße Schmerzlinderung kann hier beispielsweise Paracetamol verwendet werden. Diclofenac oder weitere NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika) können ebenfalls zum Einsatz kommen und zeichnen sich, neben dem Effekt der Schmerzlinderung, durch eine entzündungshemmende Wirkung aus. Somit kann bei einer Entzündung als Ursache, diese durch die Anwendung von NSAR gleichzeitig bekämpft werden.

Medizinische Ansätze können einerseits die Nutzung von Medikamenten zur Schmerzlinderung sein. Anderseits können auch physikalische Therapien durchgeführt werden. Ebenso kann auch eine Veränderung der Lebensführung eine therapeutische Wirkung erzielen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Therapieentscheidung aus einem Gespräch zwischen Arzt und Patient resultiert.

 

Kinesiologisches Taping bei Schmerzen im Nacken

Das Kinesiologie Tape ist ein flexibles Band, das auf der Haut angebracht wird, um die Haut zu dehnen. Bevor das kinesiologische Tape seine Anwendung findet, ist es von hoher Bedeutung, dass die Körperstellen, an denen das Tape aufgeklebt wird, frei von Cremes, Haaren und Ölen ist. Im Zuge der ersten drei Tage entfaltet das Tape seine Hauptwirkung. Ein großer Vorteil der Nutzung kinesiologischer Tapes ist, dass sie wasserfest sind und durch ihre Flexibilität den Alltag nicht einschränken. Die Tapes sind ebenso hautfreundlich.

Das Anbringen von kinesiologischen Tapes kann für eine Stabilisierung des Nackens sorgen und somit bei Nackenschmerzen Abhilfe schafften. Außerdem kann das Tape die Durchblutung an der angebrachten Stelle fördern. Verspannungen sollen sich dadurch lösen. Verspannungen beruhen oftmals auf Muskelblockaden im Halswirbelsäulenbereich. Kinesiologisches Taping soll das Risiko von Muskelblockaden reduzieren. Außerdem sollen aufgrund des kinesiologischen Tapings die Muskelarbeit, der Lymphfluss, die Nerven und die Gelenkfunktionen aktiviert werden. Die kinesiologischen Tapes sollen dabei helfen, die Schonhaltung zu verlassen. Die erwähnten Verbesserungen der Durchblutung und des Lymphflusses sollen zu einem verbesserten Transport der Nährstoffe in diesem Bereich sorgen. Die Nährstoffversorgung hilft der Muskulatur bei der Regeneration. So kann die Schonhaltung schneller wieder aufgegeben werden und die Muskulatur kann die nötige Bewegung erhalten. Das korrekte Anbringen der Tape-Streifen richtet sich nach Art der Beschwerden.

Anleitung zum Nacken tapen

Für alle Anlagetechniken gilt, dass vor dem Anbringen der Tapes die Tape-Streifen vorbereitet werden müssen. Dafür muss zunächst die Schutzfolie des Tape-Streifen entfernt werden. Je nach Anlagetechnik muss ein Tape-Streifen, vor dem Aufkleben gedehnt werden. Einerseits kann das Tape auf einen entspannten Muskel geklebt werden oder andernfalls kann ein nicht gedehnter Tape-Streifen auf einen vorgedehnten Muskel angebracht werden.

Beim Tapen des Nackens ist Unterstützung durch eine weitere Person notwendig. Zunächst muss der Kopf nach vorne gebeugt werden. Die Basis wird zwischen die Schulterblätter geklebt. Im Anschluss werden die Zügel vom 7. Halswirbel bis zum Haaransatz entlang der Wirbelsäule aufgeklebt. Als nächstes muss ein kürzeres I-Tape am Punkt, wo die Nackenschmerzen lokalisiert sind aufgeklebt werden. Dafür muss das Trägerpapier des anzubringenden Tape-Streifens in der Mitte eingerissen werden und das Tape mit höchstmöglichem Zug auf die verletzte Stelle angebracht werden. Ohne Zug werden hingegen die Enden angebracht. Die Tape-Streifen sind nun aufgeklebt, sodass der Kopf wieder aufgerichtet werden kann. Wenn sich Wellen am Tape bilden, wurden die Tape-Streifen voraussichtlich korrekt angebracht, sodass diese ihre Wirkung entfalten können. Andernfalls muss das Anbringen der Tapes wiederholt werden.

Zum kinesiologischen Taping existieren einige Anleitungen (wie auch diese), wie die Tapes selbstständig aufgeklebt werden können. Allerdings können diese Anleitungen die Expertise von Ärzten und Physiotherapeuten nicht ersetzen. Das Anlegen der Tape-Streifen erfordert eine hohe Sorgfalt und Genauigkeit, weshalb sie diese besser von einem Arzt, Heilpraktiker oder Physiotherapeuten anbringen lassen. Der Taping-Prozess kann als zusätzliche unterstützende Maßnahme hinzugezogen werden, ersetzt jedoch nicht die evidenzbasierten medizinischen Behandlungsmöglichkeiten.