Narbenbehandlung mit kinesiologischem Taping

Narbenbehandlung mit kinesiologischem Taping

Narbengewebe entsteht nach Hautverletzungen infolge einer komplexen Wundheilungsreaktion des Körpers - im besten Fall ist es unauffällig und verursacht keine Beschwerden. Ist das Narbengewebe hingegen deutlich sichtbar, empfinden viele Menschen diese Stellen als kosmetischen Makel. Sie können zudem deutliche Beschwerden verursachen. Verläuft die Wundheilung nicht einwandfrei, können sich unschöne und komplikationsträchtige Narben mit unter Umständen unangenehmen Begleitsymptomen wie Schmerzen oder sogar Bewegungseinschränkungen entwickeln. Die Wundheilung und der Zustand des Narbengewebes lassen sich durch gezielte Maßnahmen positiv beeinflussen – unter anderem auch durch die Anwendung von kinesiologischem Taping.

Narbenbildung als natürlicher Reparaturmechanismus der Haut

Die Haut ist unser größtes Organ und schützt uns vor äußeren Einflüssen, z.B. Temperaturextremen und der UV-Strahlung der Sonne. Zudem bildet sie eine natürliche Barriere für Krankheitserreger und gefährliche Stoffe. Ihre Schutzfunktion kann sie allerdings nur wahrnehmen, wenn sie intakt ist.

Kommt es zu Verletzungen der Haut wie beispielsweise durch Schnitt- oder Brandwunden, wird umgehend der Wundheilungsprozess in Gang gesetzt mit dem Ziel, den Hautdefekt zu reparieren und die Schutzfunktion der Haut wiederherzustellen. Die Tiefe der Verletzung spielt dabei eine wichtige Rolle.

Oberflächliche Defekte in der ersten Hautschicht, der Oberhaut, heilen meist ohne Narbenbildung aus, denn sie können durch identisches Gewebe geschlossen werden. Wird die darunterliegende sogenannte Lederhaut verletzt, so wird die Wunde durch die Bildung von minderwertigerem Ersatzgewebe verschlossen, welches unelastischer sowie weniger durchblutet ist und zur Narbenbildung führt.

Probleme der Wundheilung und Beschwerden durch Narben

Im Idealfall liegt die Narbe auf Höhe der umgebenden Haut und das Ersatzgewebe passt sich gut an die Hautumgebung an. Bei Störungen in der Wundheilung kann es aber zu unterschiedlichen Ausprägungen kommen.

Zum einen gibt es athrophe Narben, diese sind dellenartig eingezogen, liegen also im Vergleich zur der umgebenden Haut tiefer. Dies kommt dadurch zustande, dass während der Wundheilung nicht genügend Ersatzgewebe gebildet wird. Atrophe Narben finden sich beispielsweise häufig bei Akne.

Hypertrophe Narben entstehen hingegen durch überschießendes Narbengewebe, das z.B. durch hohe Zugkräfte bei Bewegungen in der Wundheilungsphase zustande kommt. Sie liegen in diesem Fall über dem Niveau der umgebenden Haut und sind sehr fest und unelastisch. Sie können in der Nähe von Gelenken auch die Beweglichkeit einschränken.

Zu den überschießenden Narben gehören auch die Keloide, welche sich nicht nur auf das Wundgebiet beschränken, sondern darüber hinaus wuchern und die umgebende Haut mitbetreffen. Sie sind oft stark gerötet und derbe ausgeprägt, während die oberste Hautschicht dünn und leicht verletzbar ist. Gerade bei einer solchen überschießenden Narbenbildung kann je nach Lage und Größe ein besonderer Leidensdruck vorliegen, da sie auch zu Juckreiz und Schmerzen führen können. Kinesiologisches Taping kann für die hypertrophe Form und bei Keloiden für die Narbenbehandlung eingesetzt werden.

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Anwendung

Welche Möglichkeiten der Narbenbehandlung gibt es?

Bei der Narbenbehandlung kommt es auf das Stadium der Wundheilung an. Für jede Form der Therapie gilt, dass sie erst dann zum Einsatz kommt, wenn die Entzündungsphase mit den Symptomen der Rötung, Erwärmung und Schwellung überstanden ist, alle Fäden gezogen wurden und das Wundareal nicht mehr mit Schorf bedeckt ist. In der Physiotherapie können die Narben durch bestimmte manuelle Techniken vorsichtig mobilisiert und massiert werden, um das Gewebe von Verklebungen zu befreien, einer Schrumpfung des Gewebes vorzubeugen und einen Reiz zur Bildung von funktionalem Ersatzgewebe zu setzen.

Frischere Narben werden vorsichtig behandelt, Ältere vertragen hingegen auch mehr Druck und eine kräftigere Mobilisation. Des Weiteren werden wirkstoffhaltige Salben und Gels zur Massage des Narbengewebes verwendet. Spezielle Narbenpflaster können in der Therapie für hypertrophes Narbengewebe genutzt werden, da sie einerseits einen leichten Druck ausüben, der das Gewebe elastischer macht, und andererseits für eine verbesserte Stoffwechsellage sorgen. Für großflächige Narben können auch Kompressionsverbände verwendet werden, um der Wucherung von Narbengewebe vorzubeugen und übermäßigen Zugkräften entgegenzuwirken.

Kinesiologie Tapes werden ebenfalls mit dem Ziel eingesetzt, die Zugbelastung auf die Wunde gering zu halten sowie deren Heilung zu unterstützen und kann gut zur Ergänzung anderer Maßnahmen aus der Physiotherapie, wie z.B. der manuellen Massage der Narbe, genutzt werden. Die Kinesiotaping-Methode geht auf den Chiropraktiker Kenzo Kase zurück. Überwiegend wird kinesiologisches Taping genutzt um muskuläre Beschwerden, Gelenkprobleme oder Lymphödeme zu behandeln – aber auch für die Narbenentstörung hat sich das Taping etabliert. Einen wissenschaftlichen Beleg gibt es für die Wirkung bislang nicht – sie beruht vor allem auf Erfahrungen von Therapeuten und Patienten, die beobachten, dass die Heilung durch kinesiologisches Taping positiv beeinflusst wird und das Narbengewebe weniger Verklebungen und Verhärtungen aufweist.

 

Anlagetechniken und Tipps für das Narbentaping

Sobald die Narbe reizfrei und gut verheilt ist, kann man mit dem Taping beginnen. Kinesiologisches Tape (wie z.B. unser SL StarTape®) ist im Allgemeinen sehr gut verträglich, da es aus einem hautfreundlichen Baumwollmaterial besteht und wirkstofffrei ist. Auf der Rückseite ist ein hautfreundlicher Kleber auf Acrylbasis aufgebracht. Falls eine Allergie gegen Acryl besteht, sollte von der Taping-Behandlung abgesehen werden.

Zu Beginn reinigt man die Haut, damit sie frei von Fett und trocken ist. Fall die Hautstelle stark behaart ist, rasiert man die entsprechende Partie. Es gibt für Therapeuten verschiedene Möglichkeiten, um ein Narbentape anzulegen.

Im Folgenden werden mögliche Tapeanlagen für die Narbenbehandlung beschrieben:
•    Es kann längst durch einen einzigen Tapestreifen getaped werden. Das Tape wird dabei auf die Länge der Narbe zugeschnitten und in der Breite geteilt.
•    Mehrere schmale Streifen des Tapes werden zugeschnitten und in X-Form schräg über die Narbe gesetzt. Es werden immer zwei Streifen nacheinander im Verlauf der Narbe überkreuzt aufgeklebt.
•    Seitlich des Narbengewebes werden längst zwei längere schmale Tapestreifen geklebt, die über kürzere, quer verlaufende Streifen des Tapes verbunden werden.
•    Cross-Link Technik: Kurze schmale Tapestreifen werden in Zickzack-Form schräg über die Narbe geklebt (der Anfang des zweiten Streifens setzt am Ende des vorherigen an).
•    Auch Cross-Tapes (oder Gittertapes), wie z.B. das Cross Tape von SL, können auf das Narbengewebe geklebt werden.

Nach der Anlage der Tapes sollten man den Kleber durch Anreiben aktivieren und bis zum Erreichen der maximalen Klebekraft ein paar Stunden darauf achten, dass sich das Tape durch Bewegung, beim Umziehen oder Abtrocknen nicht ablöst. Falls im Einzelfall doch eine Unverträglichkeit festgestellt werden sollte, die mit übermäßigem andauernden Juckreiz, Rötungen oder Ausschlägen einhergehen kann, sollte das Tape entfernt werden. Die Anwendung ist ansonsten sehr einfach. Kinesiologisches Tape kann beim Duschen und Baden problemlos getragen werden. Die Haltbarkeit beträgt meist einige Tage bis ca. eine Woche, wenn die Stelle nicht allzu sehr beansprucht wird.