Kinesiologisches Taping des Iliosakralgelenks
Das Iliosakralgelenk ist unter unterschiedlichen Namen bekannt: Kreuzdarmbeingelenk, Sakralgelenk oder Sakroiliakalgelenk. Ebenfalls ist die Abkürzung ISG gebräuchlich. Das Iliosakralgelenk verbindet das Becken mit der Wirbelsäule. Das ISG wird durch Bänder und Muskeln fixiert. Daher besitzt dieses, im Vergleich zu anderen Gelenken, wenig Bewegungsspielraum. Aufgrund der Positionierung (Verbindung zwischen Becken und Wirbelsäule) wirken hohe Belastungen auf das ISG ein.
Iliosakralgelenk und Rückenschmerz
Rückenschmerzen gehören zu den Volkskrankheiten Deutschlands und bilden eines der größten Gesundheitsprobleme des Landes. Ebenso sorgt die hohe Verbreitung von Rückenschmerzen für hohe volkswirtschaftliche Kosten. In Deutschland liegt die Lebenszeitprävalenz von Rückenschmerzen bei achtzig bis neunzig Prozent.
Schmerzen treten häufig im Lendenwirbelsäulenbereich oder den Iliosakralgelenken auf. 25 % der Rückenschmerzen in der Lendenwirbelsäule sind bedingt durch Störungen des Ischiasnervs, des Bewegungsapparates im Beckenbereich oder Fehlfunktionen des Iliosakralgelenks. Eine mögliche Störung im Bereich des Iliosakralgelenks ist das sogennante Iliosakralgelenk-Syndrom (ISG-Syndrom). Das ISG-Syndrom lässt sich auf fünfunddreißig Prozent der Patienten mit Rückenschmerzen zurückführen. Im klinischen Alltag stellt das Iliosakralgelenk-Syndrom eine gut abgrenzbare Ursache für Rückenschmerzen dar.
Ursachen von Schmerzen im Iliosakralgelenk
Schmerzen im IIiosakralgelenk besitzen verschiedene Ursachen. Dazu gehören unter anderem: Verschiebungen im IIiosakralgelenk (ISG-Syndrom), Arthrose, Stress, Bandscheibenvorfälle, Morbus Bechterew, Brüche, Verrenkungen, Fehlhaltungen und Fehlbelastungen, Infektionen oder auch eine Erkrankung der Hüfte.
Massive Gewalteinwirkungen oder Fehlhaltungen sorgen für eine Verschiebung im IIiosakralgelenk. Minimale Verschiebungen im Gelenk können das Auftreten von starken Rückenschmerzen bedingen. Ist das IIiosakralgelenk blockiert, spricht man von einer ISG-Blockade. Diese kann durch einen Unfall oder eine starke Krafteinwirkung im Sport entstehen. Bei einer ISG-Blockade handelt es sich um eine mechanische Störung des Gelenks.
Männer und Frauen jeden Alters können an einer ISG-Blockierung erkranken. In Deutschland leiden circa siebzig Prozent einmal in ihrem Leben unter einer ISG-Blockade. Eine ISG-Blockade kann aus einer operativen Versteifung der Wirbelsäule nach einer Operation sowie aus unterschiedlichen Beinlängen oder als Nebenerkrankung bei entzündlicher Arthritis resultieren.
Degenerative Verschleißerscheinungen wie Arthrose können ebenso Schmerzen im IIiosakralgelenk verursachen. Die Ikiosakralgelenkarthrose wird in der Regel durch Fehlbelastung der ISG bedingt. Eine Fehlbelastung kann beispielsweise durch unterschiedlich lange Beine oder falsches beziehungsweise einseitiges Training entstehen. Die unterschiedlich langen Beine führen zu einer Fehlstellung des Beckens. Allgemein führt eine Fehlbelastung zu einer verstärkten Abnutzung des Gelenkknorpels. Dies bietet beteiligten Knochen die Möglichkeit, sich zu verformen, wodurch sich eine Fehlstellung des Beckens einstellt. Eine ISG-Arthrose kann links, rechts sowie beidseitig auftreten. Neben den bereits genannten Ursachen für eine ISG-Arthrose können vorherige Verletzungen im Beckenbereich, Übergewicht, eine Entzündung im Iliosakralgelenk sowie altersbedingte degenerative Abnutzungen der betroffenen Gelenkflächen weitere Gründe für eine ISG-Arthrose sein.
Ein weiteres Krankheitsbild im Bereich des Iliosakralgelenks kann der so genannte Morbus Bechterew sein. Eine Entzündung des Kreuzdarmbeingelenks tritt häufig bei Morbus Bechterew auf und bietet ein diagnostisches Kriterium im Zuge der Frühdiagnose. Morbus Bechterew gehört zu den chronisch entzündlichen sowie rheumatischen Erkrankungen. Dabei kommt es zu Schmerzen und Versteifungen in den Gelenken. Die Erkrankung kann im Bereich der Brust- oder Lendenwirbelsäule sowie im Bereich der Kreuzdarmbeingelenke lokalisiert sein.
Diagnose von Verletzungen des Iliosakralgelenks
Bei Erkrankungen des IGS kann auf verschiedene Diagnosemethoden zurückgegriffen werden. Zuerst sollte ein Arzt ein umfassendes Krankengespräch sowie eine körperliche Untersuchung durchführen. In Bezug auf die körperliche Untersuchung gibt es unterschiedliche Ansatzpunkte, die individuell zum Einsatz kommen. Im Idealfall bieten diese bereits erste Hinweise. Die körperliche Untersuchung sollte einerseits auf das Iliosakralgelenk selbst und andererseits auf eine Beteiligung des Ischiasnerves abzielen. Im Falle eines Verdachts auf Morbus Bechterew wird der Arzt eine Blutuntersuchung initiieren. Bei einem Verdacht auf Bandscheibenvorfälle, Ausrenkungen oder Wirbelbrüchen können Computertomografien (CTs) oder Röntgenuntersuchungen als diagnostische Verfahren hinzugezogen werden. Zunehmend wird auf Diagnoseverfahren aus dem Bereich der Chiropraktik oder der Manuellen Medizin zurückgegriffen.
Therapie/Behandlung von Schmerzen des Iliosakralgelenks
Für eine erfolgreiche Behandlung eines ISG-Syndroms ist körperliche Bewegung ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Die Patienten sollen sich trotz ihrer Beschwerden viel bewegen. Eine Physiotherapie sollte parallel erfolgen. Im Zuge der Physiotherapie soll das ISG mit Hilfe von gezielten Übungen entlastet sowie stabilisiert werden. Wenn sich die Beschwerden verbessert haben, sollten im nächsten Schritt Maßnahmen geplant werden, um ein erneutes Auftreten der Beschwerden zu vermeiden. Eine solche Maßnahme bietet die Krankengymnastik. Dabei soll mit abgestimmten Übungen die Muskulatur gezielt aufgebaut werden. Dies bezieht sich speziell auf die Kräftigung des Glutaeus maximus sowie auf die Hüftstrecker. Der Glutaeus maximus dient der Stabilisierung des Beckens. Des Weiteren ist das Dehnen der Hüftbeuge-Muskeln zu empfehlen. Durch die Dehnung soll die Beckenachse wieder richtig ausgerichtet werden und somit für eine geringere Belastung auf das ISG sorgen, da Patienten eine signifikante Verkürzung der Hüftbeuger aufweisen.
Einen anderen Ansatz bietet die Infiltrationstherapie, bei der betäubende Medikamente (Lokalanästhetika) in den Bereich des ursprünglichen Schmerzes gespritzt werden. Dadurch werden die Schmerzen gehemmt. Neben den Lokalanästhetika können auch entzündungshemmende oder andere schmerzlindernde Medikamente injiziert werden. Häufig wird auf Kortisol zurückgegriffen, wobei wiederholter Einsatz vermieden werden sollte.
Besteht ein ISG-Syndrom erst seit kurzer Zeit, so lässt sich dieses in der Regel gut therapieren. Halten die Beschwerden bereits über einen längeren Zeitraum an, so ist eine nachhaltige Behandlung schwieriger.
ISG-Blockaden können mithilfe einer manuellen Therapie von PhysiotherapeutInnenen und ÄrztInnen behandelt werden. Dabei wird die Gelenkblockade gelöst. Das Lösen der Blockade erfolgt entweder durch eine Mobilisation oder eine Manipulation. In der Physiotherapie wird bei der Mobilisation das Gelenk behutsam gedehnt um die Beweglichkeit zu verbessern. Im Gegensatz dazu wird die Blockade bei der Manipulation durch eine kurze Krafteinwirkung der behandelnden Persongelöst.
Das kinesiologische Taping kann bei Schmerzen im IIiosakralgelenk als ergänzende Maßnahme zur Physiotherapie eingesetzt werden.
Kinesiologisches Taping beim Iliosakralgelenk
Kinesiologie Tapes werden vermehrt von Orthopädinnen und Sportmedizinern als unterstützende Maßnahme eingesetzt. Das kinesiologische Taping findet in der Behandlung und Prävention von verschiedensten Erkrankungen seine Anwendung. Sie können vorzugsweise bei Muskelproblemen und zur Stabilisierung von Gelenken genutzt werden. Bei einer ISG-Blockade sollte das Tape von BehandlerInnen aus dem Bereich Physiotherapie oder Orthopädie auf dem Rücken angebracht werden. Das Kinesiologie Tape wird vom Gesäß bis zum mittleren Rücken geklebt. Dadurch bringt es Zug auf das ISG-Gelenk und kann dieses stabilisieren. Ebenso kann das Tape die Muskulatur an dieser Stelle unterstützen und kräftigen. Außerdem kann die Anwendung des Kinesiologie Tapes das Gelenk entspannen und die umliegenden Muskelpartien wärmen. Mit dem Tapen des IIiosakralgelenks kann der Druck auf die Muskulatur reduziert werden.
Allgemeine Hinweise zur Nutzung von kinesiologischen Tapes
Allgemeine Hinweise zur Nutzung von kinesiologischen Tapes Der Einsatz von Kinesiologie Tapes ist eine alternativ medizinische Behandlungsmethode. Einige Ärztinnen und Physiotherapeutinnen nutzen die bunten Tapes gerne in Kombination mit anderen Therapiemethoden. Das Taping gehört zwar bislang nicht zur evidenzbasierten Medizin, scheint aber aufgrund von positiven Praxiserfahrungen dennoch gerne genutzt zu werden.
Kinesiologie Tapes sind flexible und selbstklebende Streifen. Sie können in verschiedenen Dehnungszuständen auf der Hautoberfläche aufgetragen werden. Durch die Fixierung der Tapes auf der Haut werden bei Bewegungen die darunterliegenden Gewebsschichten massiert. Dieser Reiz soll verschiedene Rezeptoren aktivieren und damit die Muskelspannung regulieren (Tonisierung). Die Tapes können den Lymphabfluss und die Mikrozirkulation verbessern. Ebenso kann die Nutzung von Kinesiologie Tapes Selbstheilungskräfte im Körper aktivieren. Bei einer funktionellen oder mechanischen Korrektur der Bänder können Kinesiologie Tapes genutzt werden. Muskelverspannungen können mit Kinesiologie Tapes ebenfalls therapiert werden.
Kinesiologie Tapes sind in der Regel gut hautverträglich und wasserfest. Das heißt, dass die Tapes beim Schwimmen und Duschen problemlos benutzt werden können. Treten allergische Reaktionen bei der Nutzung der Kinesiologie Tapes auf, dann sollte die Behandlung sofort unterbrochen werden. Die stoffwechselanregende, stabilisierende und durchblutungsfördernde Eigenschaft eines Kinesiologie Tapes sorgt eher für mehr Lust nach Bewegung anstatt diese zu reduzieren. Medizinische Fachkräfte sollten die kinesiologischen Tapes auf der Haut anbringen. Dies ist von hoher Relevanz, da Laien Kontraindikatoren sowie die adäquaten Anlagetechniken in Abhängigkeit des Erkrankungsbildes nicht kennen. Die Anlagetechnik, das heißt auch die Verlaufsrichtung der Tapes kann den Therapieerfolg beeinflussen. Das „Selbst-Tapen“ sollte vermieden werden, um die Entstehung gesundheitlicher Risiken auszuschließen.