Kinesiologisches Taping bei Hüftschmerzen
Das Hüftgelenk stellt, nach dem Kniegelenk, das zweitgrößte Gelenk des menschlichen Körpers dar. Das Hüftgelenk gehört zur Kategorie der Kugelgelenke. Es besteht aus der schalenförmigen Hüftgelenkpfanne und dem kugeligen Oberschenkelkopf. Sowohl die Hüftgelenkpfanne (Acetabulum) als auch der kugelige Oberschenkelkopf (Caput femoris) bestehen aus knöchernen Bestandteilen. Der Oberschenkelkopf sowie die Hüftgelenkpfanne sind von einem Gelenkknorpel überzogen. Die Gelenklippe (Labrum) schließt den Rand der Hüftpfanne ab. Das gesamte Hüftgelenk ist von einem Muskelmantel und einer Gelenkskapsel umgeben. Viele Muskeln, die für die Beweglichkeit des Hüftgelenks mitverantwortlich sind, setzen am Trochanter Major an.
Ursachen von Schmerzen in der Hüfte
Schmerzen im Hüftgelenk können unterschiedlichen Ursachen zugrunde liegen. Eine davon ist die Hüftarthrose (Coxarthrose). Bei der Hüftarthrose liegt ein Verschleiß des Gelenks vor. Sie ist eine der häufigsten Ursachen für Schmerzen in der Hüfte. Es wird zwischen zwei Gruppen der Hüftarthrose differenziert. Bei der einen Gruppe kann keine auslösende Ursache für den Verschleiß bestimmt werden, während dies bei der anderen Gruppe möglich ist. Dies ist insbesondere für die weitere Behandlung von Relevanz.
Eine weitere Ursache für Schmerzen im Hüftbereich können Durchblutungsstörungen des Hüftkopfes sein. Dabei kommt es zum Absterben von Knochengewebe im Hüftkopf. Dies wird auch als Hüftkopfnekrose bezeichnet. Bei Kindern (um das sechste Lebensjahr) kann die Hüftkopfnekrose im Zuge einer kritischen Phase des kindlichen Wachstums auftreten. Bei Erwachsenen – meist zwischen 35 und 45 Jahren – kann diese aufgrund einer Durchblutungsstörung entstehen. Die Hüftkopfnekrose kann zum Abbau von Knochenmaterial sowie zum Knorpelverlust führen. Somit kann die Hüftkopfnekrose wiederum einen Auslöser für eine sekundäre Hüftarthrose darstellen.
Weitere Ursachen für Schmerzen in der Hüfte sind die Schleimbeutelentzündungen, die Schenkelhalsfraktur, die traumatische Hüftluxation, die septische Coxitis, die Coxitis fugax sowie die Epiphyseolysis capitis femori. Unter der Schenkelhalsfraktur ist ein plötzlicher Hüftschmerz in der Leistengegend zu verstehen, bei der die Bewegung des betroffenen Beines äußerst schmerzhaft ist. Als traumatische Hüftluxation wird das Ausrenken des Hüftgelenks bezeichnet. In der Folge treten starke Schmerzen in der Leiste oder im Gesäß auf. Die Coxitis fugax ist eine Hüftgelenkentzündung bei Kleinkindern (verbunden mit plötzlichen starken Hüft- und Beinschmerzen im Bereich der Leiste), während die septische Coxitis eine bakterielle Entzündung des Hüftgelenks darstellt. Bei der septischen Coxitis treten häufig einseitige Hüftschmerzen auf, die schnell zunehmen, und es kommt nicht selten zu Fieber. Die Epiphyseolysis capitis femoris tritt in der Pubertät auf und bezeichnet das Ablösen der Hüftkopfkappe von dem Hals des Oberschenkelknochens im Bereich der Wachstumsfuge. Dabei entstehen extrem starke Schmerzen in der Leiste, im Knie oder Oberschenkel, gepaart mit Gehunfähigkeit.
Diagnose von Verletzungen der Hüfte
Zu Beginn einer Diagnosestellung erfolgt ein Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnesegespräch). Anschließend findet eine körperliche Untersuchung statt. Beide Seiten der Hüfte werden untersucht, auch wenn die Schmerzen bloß auf einer Seite der Hüfte auftreten. Des Weiteren wird das Gangbild des Patienten begutachtet. Dabei wird vermehrt darauf geachtet, ob ein Hinken vorliegt. Ebenfalls wird geprüft, ob eine Fehlstellung der Beine vorhanden ist. Das heißt, es wird geprüft, ob die Beinachse gerade ist oder eine X- oder O-Beinstellung vorliegt. Die Beckenstellung sowie die Länge der Beine werden außerdem untersucht.
Zur adäquaten Diagnosestellung ist eine Funktionsprüfung der Hüfte wichtig. Die ÄrztInnen nutzen verschiedene Testverfahren, in denen unter anderem die Beweglichkeit der Hüftgelenke geprüft wird. Eine Blutuntersuchung kann ebenfalls hilfreich sein, um der Erkrankungsursache auf den Grund zu gehen. So können entzündliche und rheumatische Erkrankungsursachen mittels eines Bluttestes feststellt werden. Die Anzahl und das Verhalten der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) können einen Hinweis darauf liefern, ob eine unspezifische Arthritis, eine Osteomyelitis oder eine bakteriell bedingte Hüftgelenksentzündung vorliegt.
Röntgenuntersuchungen dienen dazu eine mögliche Hüftgelenksarthrose zu identifizieren beziehungsweise ausschließen zu können. Computertomografien werden beispielsweise genutzt, um den Schweregrad einer Zerstörung eines Gelenks (Hüftkopfnekrose) sichtbar zu machen. Bei Hüftschmerzen können Ultraschalluntersuchungen Gelenksergüsse, Schleimbeutelentzündungen oder auch Entzündungen der Gelenkinnenhaut darstellen. Veränderungen der Sehnen und Muskeln der Hüfte können mit der Ultraschalluntersuchung gut sichtbar gemacht werden. Frühstadien einer Osteonekrose sowie Ermüdungsbrüche können mit der Magnetresonanztomographie (MRT) gut untersucht werden. Sind die Hüftschmerzen bedingt durch Tumore oder Entzündungen, so kann eine Gelenkszintigrafie für eine klare Diagnose sorgen.
Therapie/Behandlung von Schmerzen der Hüfte
Im Falle einer Hüftarthrose (Coxarthrose) kann es sich bewähren, zunächst den Lebensstil zu verändern. Bei Fettleibigkeit sollte eine Gewichtsabnahme erfolgen sowie auf Hilfsmittel, wie beispielsweise Gehstöcke, Anziehhilfen für Strümpfe und Schuhe, zurückgegriffen werden. Außerdem sollte viel Bewegung betrieben werden, bei der eine geringe Gelenkbelastung besteht. Dazu zählen zum Beispiel Schwimmen oder Radfahren. Dadurch soll die Beweglichkeit erhalten bleiben und die Hüftschmerzen gelindert werden. Des Weiteren empfehlen sich gezielte physiotherapeutische Übungen. Diese sollten zunächst von erfahrenen PhysiotherapeutInnen angeleitet werden und in der Folge dann regelmäßig zuhause alleine durchgeführt werden.
Bei einem schlimmeren Ausmaß der Coxarthrose können Medikamente mit schmerz- und entzündungshemmender Wirkung zum Einsatz kommen. Falls diese Maßnahmen zu keiner Besserung führen, muss der Patient ein künstliches Hüftgelenk erhalten. Falls die Schmerzen in der Hüfte durch die septische Coxitis bedingt sind, werden dem Patienten die Ruhigstellung sowie die Einnahme von Antibiotika verordnet. Außerdem kann eine operative Öffnung, bei der das Gelenk gespült wird, empfohlen werden. Im Zuge dessen soll das infizierte Gewebe entfernt werden. In gravierenden Fällen kann es auch zum Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks kommen. Eine Coxitis fugax wird in der Regel durch Bettruhe sowie die Einnahme von Schmerzmitteln therapiert. Solange die Schmerzen anhalten, sollte kein Sport betrieben werden.
Kinesiologisches Taping der Hüfte (IT Band tapen)
Neben den beschriebenen Behandlungsmöglichkeiten beziehungsweise Therapiemöglichkeiten kann das kinesiologische Taping als alternativmedizinisches Verfahren bei Hüftschmerzen in Betracht gezogen werden. Das Kinesiologie Tape hilft Muskelzerrungen bzw. –schmerzen, Arthritis, Sehnenentzündungen, allgemeine Entzündungen und Schleimbeutelentzündungen (Bursitis) zu reduzieren. Bei Hüftschmerzen kann das IT Band getapt werden. Das Kinesiologische Tape hilft dabei den Druck von der schmerzenden Stelle zu nehmen. Ebenso kann das Tapen für eine verbesserte Stabilisation der Hüfte sorgen.
Für das Tapen des Hüftgelenks werden vier Tapestreifen benötigt. Hierbei sind ein langes und drei mittlere Tapestreifen vorzubereiten. Das lange Tape setzt drei Fingerbreit unter dem Beckenknochen an und verläuft seitlich zur Mitte des Kniegelenks. Das erste mittlere Tape wird daraufhin quer zum langen Tape auf Höhe des Hüftgelenks angesetzt. Die zwei weiteren mittleren Tapestreifen werden daraufhin strahlenförmig um das erste mittlere Tape angeordnet.
Allgemeine Hinweise zur Nutzung von kinesiologischen Tapes
Die Nutzung der flexiblen Tape-Streifen ist eine moderne Behandlungsmethode. Sie findet vermehrten Einzug in der Sportmedizin. ÄrztInnen und PhysiotherapeutInnen verwenden die elastischen und bunten Bänder bei verschiedenen Krankheiten als unterstützendes Behandlungsangebot. Der klinische Nutzen dieser neuartigen Behandlungsmethode steht bislang noch aus. Einige ÄrztInnen und PhysiotherapeutInnen verwenden die Tapes dennoch in Kombination mit anderen Behandlungsangeboten. Berichtet wird von einigen positiven Erfahrungen mit den Tapes im Behandlungskontext.
Die flexiblen sowie wasserfesten Kinesiologie Tapes ermöglichen, dass die elastischen Streifen beim Duschen und Schwimmen getragen werden können. Zusätzlich sorgt die Flexibilität der Bänder dafür, dass die Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt wird. Werden Kinesiologie Tapes als unterstützendes Behandlungsangebot ausgewählt, so obliegt dem Arzt oder der Ärztin, in Abhängigkeit des Erkrankungsbildes, die Entscheidung welche Anlagetechnik genutzt wird. Die Verlaufsrichtung der Kinesiologischen Tapes sowie der Grad der Dehnung des Tapes richten sich nach der Erkrankungsursache. Den Tapes wird nachgesagt, dass sie ihre volle Wirksamkeit in der Bewegung entfalten. Das eigenständig durchgeführte Tapen kann zu gesundheitlichen Risiken führen.
Kinesiologische Tapes werden auf der Haut angebracht. Die unter der Haut liegenden Gewebsschichten werden in Bewegung durch die Tapes stimuliert. Mithilfe des Reizes sollen diverse Rezeptoren aktiviert werden. Diese sollen dann die Muskelspannung regulieren (Tonisierung). Kinesiologie Tapes sollen dabei unterstützen die Selbstheilungskräfte im Körper zu mobilisieren. Ihnen wird außerdem nachgesagt, dass sie eine stoffwechselanregende Wirkung besitzen. Die Tapes werden gerne im Zuge mechanischer Korrekturen eingesetzt. Bei der Behandlung von Verspannungen können sie als ergänzende Methode ebenso in Betracht kommen. Sie können in verschiedensten Behandlungsszenarien zum Einsatz kommen.
Die Tapes besitzen in der Regel eine gute Hautverträglichkeit. Das Auftreten von Hautirritationen beim Taping kann trotz der guten Hautverträglichkeit nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Treten Hautirritationen wie Juckreiz, Schwellungen oder Rötungen auf, so sollte keine weitere Behandlungseinheit erfolgen. Es ist ratsam, dies mit den ÄrztInnen abklären zu lassen. Ist der zu behandelnde Patient von einer Hauterkrankung betroffen, so sollte von der unterstützenden Behandlungsmaßnahme (Kinesiologisches Taping) Abstand genommen werden. Bei Patienten, die unter Psoriasis oder Neurodermitis leiden, sollte diese Maßnahme nicht zum Einsatz kommen. Offene Wunden stellen neben Hauterkrankungen einen weiteren Kontraindikator für diese unterstützende Behandlungsmethode dar. Lassen Sie sich professionell von ÄrztInnen oder PhysiotherapeutInnen über das kinesiologische Taping beraten.