Kinesiologisches Taping beim Brustmuskel
Als Brust wird die vordere Hälfte des Rumpfes bei Wirbeltieren bezeichnet. Der Brustkorb (Thorax) bildet die Grundlage der Brust. Der Thorax umgibt die Brusthöhle und die darin liegenden Organe. Die Rippen, das Brustbein und die Brustwirbelsäule bilden zusammen den Brustkorb.
Äußere Brustmuskulatur
Die Brustmuskulatur umfasst verschiedene Muskeln die sich im Bereich der Brust befinden. Sie kann in die äußere und die autochthone Muskulatur unterteilt werden. Dies basiert einerseits auf anatomischen und andererseits auf funktionellen Unterschieden. Zu der äußeren Brustmuskulatur zählen der Musculus pectoralis major (große Brustmuskel), der Musculus pectoralis minor (kleine Brustmuskel), der Musculus serraturs anterior und der Musculus subclavius. Wie der Name sagt, ist der Musculus pectoralis major der größte und auffälligste Brustmuskel. Er entspringt am Brustbein, einem Teil des Schlüsselbeins, der Rektusscheide und einigen Rippen. Dieser Muskel sorgt für eine Abduktion, Anteversion und eine Innenrotation.
Der Musculus pectoralis minor ist der zweitgrößte Brustmuskel. Er befindet sich oberhalb des großen Brustmuskels. Der kleine Brustmuskel setzt an drei Rippen und am Processus coracoideus der Schulter an. Der Musculus pectoralis minor ist für das Herabziehen des Schulterblattes verantwortlich. Dies führt zu einem Absenken eines gehobenen Armes. Der Musculus subclavius befindet sich seitlich am Oberkörper und gilt als der vordere Sägemuskel. Er hat seinen Ursprung im Schlüssel- und Brustbein. Im engeren Sinn hat der Musculus subcalvius keine direkte Funktion, beziehungsweise wirkt nicht direkt auf die Bewegung von Armen oder Brustkorb ein. Er ist allerdings das anatomische Verbindungsstück zwischen Brustbein und Schlüsselbein.
Der Musculus anterior befindet sich unterhalb des Schlüsselbeins und setzt an verschiedenen Rippen seitlich an der Brustwand an. Von dort aus erstreckt er sich bis zum mittleren Abschnitt des Schulterblattes. Zu den Funktionen des Musculus anterior zählen die Beweglichkeit des Schultergelenks und die Fixierung des Schulterblattes am Rumpf. Außerdem bewirkt eine Kontraktion des Muskels, dass die Gelenkpfanne der Schulter sich nach oben richtet und somit das Anheben des Armes ermöglicht.
Abgesehen von der Beteiligung an Bewegungsprozessen der Arme ist die Brustmuskulatur an der Atmung beteiligt. Wenn die Oberarme fixiert sind, spielt die Atemhilfsmuskulatur eine wichtige Rolle. Durch sie werden die Rippen angehoben, was zur Folge hat, dass sich das Volumen des Brustkorbes erweitert und durch Unterdruck ein Sog entsteht. Dieser Prozess dient als Unterstützung bei der Atmung.
Autochthone Brustmuskulatur
Neben der äußeren Brustmuskulatur gibt es die autochthone Brustmuskulatur, welche als Interkostalmuskeln bezeichnet wird. Die autochthone Brustmuskulatur besteht aus den Musculi Intercostalex externi, interni und intimi sowie aus den Musculi Subcostales und Musculus transversus thoracis. Die Musculi Intercostales eterni, interni und inimi liegen zwischen den Rippen. Die Musculi Subcostales befinden sich innerhalb des Brustkorbes und der Musculus transversus thoracis ist ebenso im Brustkorb gelegen. Im Ruhezustand sind die autochthone Brustmuskulatur sowie das Zwerchfell hauptverantwortlich für die Atmung. Unter Anstrengung können weitere Muskeln bei der Atmung mitwirken.
Ursachen von Schmerzen in der Brust
Schmerzen im Bereich der Brust können verschiedene Ursachen besitzen. Häufig sind Schmerzen in der Brust nicht muskulär sondern organisch bedingt. Zu Ursachen von Brustschmerzen zählen u.a.:
- Herzerkrankungen (Herzrhythmusstörungen, Entzündungen des Herzmuskels oder Herzbeutels)
- Lungenerkrankungen (Lungenembolie, Lungenentzündungen, COPD, Asthma)
- Erkrankungen des Bewegungsapparats (z.B. Prellungen, Erkrankungen der Brustwand, Verletzungen von Muskeln und Faszien)
- Psychische Erkrankungen (z.B. Angststörungen, Depression, somatoforme Störungen)
- Erkrankungen der Hauptschlagader
Im Falle von Muskelschmerzen ist es wichtig, nach der Intensität und Dauer der Schmerzen zu unterscheiden. Ein andauernder und dumpfer Schmerz tritt häufig in Verbindung mit Problemen der Halswirbelsäule auf. Eine Fehlstellung der Halswirbelsäule führt zu einer unnatürlichen Haltung. Auf Dauer führt dies häufig zu Verhärtungen und Verkürzungen der Brustmuskulatur.
Bei starken und stechenden Schmerzen liegt meist ein Muskelfaserriss, ein komprimierter Nerv oder eine Fehlstellung vor. Diese Art Schmerz tritt vermehrt bei Kraftsportler*innen auf, die ihre Brustmuskulatur kurzzeitig stark belasten. Das zu kurze Aufwärmen vor dem Training begünstigt das Auftreten von Schmerzen, da die Muskeln noch nicht gedehnt und aufgewärmt sind.
Bei einer dauerhaften Belastung der Muskulatur sowie bei regionalen Entzündungen der Muskulatur können sich die Ansatzsehnen ebenfalls entzünden. Problematiken der Brustmuskulatur sollten behandelt werden, damit die Schmerzen nicht auf andere Körperteile ausstrahlen.
Brustschmerzen können auch infolge einer Entzündung des Brustmuskels auftreten, wobei dies allerdings eher selten vorkommt. Der Brustmuskel entzündet sich aufgrund von Verletzungen des Brustkorbs, Zerrungen, Rippenfrakturen, Verwundungen, Quetschungen oder chirurgischen Eingriffen. Eine Brustmuskelentzündung kann, wenn auch in seltenen Fällen, durch das Vorliegen von Metastasen hervorgerufen werden. Ebenfalls können Entzündungen des Brustmuskels Folgeschäden einer rheumatischen Erkrankung sein.
Therapie/Behandlung von Schmerzen in der Brust
Die Therapie beziehungsweise Behandlung richtet sich nach der Erkrankungsursache. Eine Brustmuskelzerrung gilt in der Regel als unbedenklich, wobei eine Brustmuskelentzündung mit starken Schmerzen von einer Orthopädin abgeklärt werden sollte. Tritt die Brustmuskelentzündung aufgrund einer bakteriellen Infektion auf, so verordnet die Ärztin oder der Arzt eine medikamentöse Behandlung (Antibiotika). Diese sorgt für die Bekämpfung der Erreger. Meistens ist diese Therapie bei Patienten mit Brustmuskelentzündungen erfolgreich. Nach ein bis zwei Wochen ist die Entzündung in der Regel verschwunden. Neben der medikamentösen Therapie sollte konsequent auf Sport verzichtet werden. Krankengymnastik wird nach dem Nachlassen der Schmerzen häufig verordnet. Mithilfe krankengymnastischer Übungen soll die Bewegungsfähigkeit erhalten beziehungsweise wiederhergestellt werden. Für eine erfolgreiche Regeneration ist es wichtig, sich an die Anweisungen der Physiotherapeutin zu halten. Bei Atembeschwerden kann zusätzlich eine spezielle Atemtherapie genutzt werden. Kinesiologisches Taping kann als eine weitere ergänzende Therapiemethode herangezogen werden.
Kinesiologisches Taping beim Brustmuskel
Kinesiologie Tapes sollten zur Behandlung des Brustmuskels in Kombination mit Übungen erfolgen. Mit geeigneten Übungen in Verbindung mit der Anwendung von Kinesiologie Tapes kann die verspannte Brustmuskulatur gelockert und damit die ggf. der Schmerz reduziert werden. Ergänzende Übungen zur Aufrichtung der Wirbelsäule sowie Dehnübungen für die Brustmuskulatur sind wichtig.
Allgemeine Hinweise zur Nutzung kinesiologischer Tapes
In der Sportmedizin werden Gelenke und Muskeln präventiv mit Kinesiologie Tapes behandelt. Dabei soll die Nutzung der Tapes der Entstehung von Sportverletzungen vorbeugen. Ebenso sollen sie eine unterstützende Funktion einnehmen. In Abhängigkeit des Erkrankungsbildes wird eine bestimmte Anlagetechnik verwendet. Die Tapes sollten von Ärzt*innen oder Physiotherapeut*innen angebracht werden, da diese Expertise mit dem Anbringen der Kinesiologie Tapes besitzen und über mögliche Kontraindikatoren (z.B. Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Psoriasis oder offene Wunden) aufklären können. Vom „Selbst-Tapen“ sollte Abstand genommen werden, um gesundheitliche Risiken, durch eine falsche Anlegung der Tapes, auszuschließen.
Obwohl das Kinesiologische Taping bislang keine evidenzbasierte Therapiemethode darstellt, berichten einige Behandlerinnen und Behandler von positiven Praxiserfahrungen mit den bunten, elastischen Bändern.
Vor der Anwendung der Kinesiologie Tapes müssen die Streifen entsprechend der Anlagetechnik in die richtige Länge geschnitten werden. Die Körperregion, auf der das Tape angebracht werden soll, muss frei von Ölen, Fetten und Ähnlichem sein. Ebenfalls kann für eine bessere Haltedauer die Köperstelle mit Alkohol gereinigt werden. Je nach Indikation muss das betroffene Gelenk oder der Muskel in eine gezielte Stellung gebracht werden. Beim Anlegen des Tapes sollte darauf geachtet werden, dass die elastischen Streifen keine Falten werfen. Die Tapes können in verschiedenen Dehnungszuständen auf der Haut aufgeklebt werden. Dann sollte die Tape-Anlage von innen nach außen glatt gestrichen werden. Durch das Glattstreichen und Anreiben der Tapes wird der Kleber aktiviert und die Haltedauer erhöht.
Kinesiologie Tapes wird eine durchblutungsfördernde Wirkung nachgesagt. Ebenso soll die Behandlung mittels der Tapes Schmerzen reduzieren und den Druck von der verletzten Region nehmen. Sie können dazu beitragen, den Heilungsprozess zu unterstützen. Die Tapes können allerdings erst in Kombination mit anderen Therapieverfahren ihre volle Wirkung zeigen.
Die Nutzung der elastischen Tapes schränkt die Bewegungsfreiheit im Alltag nicht ein. Aufgrund des flexiblen Materials passen sich die Tapes sehr gut der Haut an. In der Regel sind die kinesiologischen Tapes gut hautverträglich und lassen sich leicht von der Haut entfernen. Treten im Zuge der Anwendung dennoch Juckreiz oder andere Hautirritationen auf, so sollte ärztlicher Rat eingeholt und die Behandlung unterbrochen werden. Ein weiterer Vorteil der Tapes ist, dass sie wasserfest sind. Mit ihnen kann also problemlos geduscht und geschwommen werden.