Kinesiologisches Taping der Hamstrings
Die Muskelgruppe der Hamstrings besteht aus dem zweiköpfigen Musculus biceps femoris, dem Musculus semimembranosus und dem Musculus semitendinosus. Umgangssprachlich werden diese Muskeln auch als lange Sitzbeinmuskeln oder Hinterbackenmuskeln bezeichnet. Diese Muskeln sind für die Beugung des Kniegelenks sowie für die Streckung in der Hüfte verantwortlich. Der Musculus semitendinosus und der Musculus semimembranosus sorgen für eine Innenrotaion am Kniegelenk, wohingegen der Musulus biceps femoris die Außenrotation ermöglicht. Die Hamstrings sind Teil der Skelettmuskulatur. An der Oberschenkelhinterseite liegen die Hamstrings.
Risikofaktoren für Hamstringsverletzungen
Es gibt Faktoren, die das Auftreten von Hamstringsverletzungen beeinflussen. Dazu gehören neben dem Alter aber auch die Länge, Kraft und Ermüdung der Muskulatur (d.h. die körperliche Konstitution). Die älteren Sportler und Personen, welche in der Vergangenheit bereits eine Hamstringverletzung hatten, sind die größte Risikogruppe. Hamstrings haben als besondere Eigenschaft ihre Kraft und Dehnbarkeit. Sportler, die ihre Muskeln nicht mit einem adäquaten Aufwärmtraining vor dem Sport vorbereiten, laufen vermehrt Gefahr, muskuläre Verletzungen zu bekommen. Die Hamstrings sind im Sport besonders hohen Belastungen ausgesetzt. Beim Sprinten entstehen häufig Muskelrupturen infolge exzentrischer Muskelkontraktionen.
Verkürzte Hamstrings
Im beruflichen Alltag wird häufig eine Schonhaltung eingenommen, zum Beispiel sitzend, mit überkreuzten Beinen und einem Rundrücken. Lange Tätigkeiten die im Sitzen ausgeführt werden, können zu der Entstehung verkürzter Hamstrings beitragen. Wenn Sie eine Sitzposition einnehmen, ziehen sich die Rückseiten der Oberschenkel zusammen. Dies führt zu schmerzhaften Verkürzungen, was sich in einer eingeschränkten Flexibilität beziehungsweise Dehnbarkeit der Muskulatur bemerkbar macht. Mangelnde Bewegung im Alltag, das Tragen von hohen Schuhen, zu häufiges Sitzen sowie eine unzureichende Dehnung nach dem Sport begünstigen das Auftreten von verkürzten Hamstrings. Rückenschmerzen können als gesundheitliche Folge aus verkürzten Hamstrings resultieren. Aufgrund der verkürzten Hamstrings wird das Becken in die falsche Richtung gekippt. Folglich verändert sich der Druck auf die Bandscheiben im Bereich der Lendenwirbelsäule. Hält die Fehlbelastung über einen langen Zeitraum an, so können Bandscheibenvorfälle entstehen. Um dies zu vermeiden, sollte die Beinrückenseite bewusst gedehnt werden.
Ursachen von Schmerzen der Hamstrings
Verletzungen der Hamstrings entstehen bei verschiedensten Sportarten. Beim Fußball, Rugby und der Leichtathletik treten Hamstringsverletzungen infolge hoher Laufumfänge auf. Starke Überdehnungszustande der Hamstrings lassen sich beim Tanzen wiederfinden. Beim Joggen und Sprinten wird der Hamstring stark beansprucht, weshalb es häufiger zu Überlastungserscheinungen kommt. Eine negative Konsequenz der Überlastung sind Rupturen (Muskelrisse).
Muskelfaserriss
Eine Ursache von Schmerzen kann ein Muskelfaserriss in der Muskelgruppe der Hamstrings sein. Ein Muskelfaserriss ist ein Resultat aus einer zu starken Belastung, beziehungsweise eines zu starken Zugs, der auf die einzelnen Muskelfasern ausgeübt wird. Die Muskeln können einem zu starken Zug nicht mehr standhalten und reißen. In Folge dessen entsteht eine Schwellung oder auch ein Bluterguss im betroffenen Muskel. In Bezug auf einen Muskelfasseris in der Muskelgruppe der Hamstrings sind solche kritischen Beanspruchungen in Sportarten wiederzufinden, welche starkes Beschleunigen oder Abbremsen beinhalten. Dies trifft insbesondere auf Fußball oder bei der Leichtathletik auf das Sprinten zu.
Im Falle eines Muskelfaserrisses entsteht sofort ein stechender Schmerz. In der Regel sind die Schmerzen so ausgeprägt, dass sich der Verletzte in eine Schonhaltung begeben muss und die Muskeln nicht mehr eingesetzt werden können. Daher muss die sportliche Belastung auch sofort beendet werden, um somit weitere Schäden zu vermeiden. Aufgrund der Schmerzen sollte dies in den meisten Fällen ohnehin nicht möglich sein. Im Zuge des Heilungsprozesses eines Muskelfaserrisses der Muskulatur der Hamstrings entsteht eine Vernarbung. Eine vernarbte Muskulatur ist grundsätzlich anfälliger für einen erneuten Muskelfaserriss. Daher ist es besonders wichtig, nach dem Verheilen des Muskelfaserrisses die Muskulatur der Hamstrings sehr vorsichtig und sorgfältig zu kräftigen. Eine zu frühe Aufnahme des Trainings oder generell eine zu frühe Belastung der Muskulatur, sollte vermieden werden. Ein noch nicht gänzlich verheilter Muskel ist deutlich verletzungsanfälliger, sodass es leicht zu einem Muskelfaserriss kommen kann. Außerdem sollte die Muskulatur vor jedem Trainingsbeginn gut aufgewärmt werden.
Diagnose von Verletzungen der Hamstrings
Für die Diagnosestellung von Hamstringsverletzungen werden bildgebende Verfahren und verschiedene Tests genutzt. Die Tests umfassen dabei den Stand und das Gehen, aktive Bewegungen sowie passive Bewegungen. Die Dehnung der Hamstrings wird ebenso betrachtet (passive Bewegung). Des Weiteren werden im Diagnoseprozess isometrische Kraftmessungen der Hamstrings eingesetzt sowie funktionelle Tests durchgeführt. Zu den funktionellen Tests, können Kicks oder Sprints ausgeführt werden.
Therapie/Behandlung von Schmerzen der Hamstrings
In der Regel weisen Muskelverletzungen eine gute Heilungsprognose auf. Die Muskulatur wird gut durchblutet und ist gut innerviert, sodass sie eine gute Regenerationsfähigkeit aufweist. Daher kann eine vollständige Ausheilung sowie ein Erlangen der vollen Funktionsfähigkeit nach einer Muskelverletzung wiedergewonnen werden. Dies kann allerdings nur im Falle von sorgfältig eingehaltenen Rehabilitationsmaßnahen erfolgen. Zu den häufigen Verletzungen der Muskelgruppe der Hamstrings zählen ein Einriss sowie ein Abriss eines Teiles oder eines ganzen Muskels der ischiocruralen Muskulatur. Diese Verletzung kann konservativ oder operativ behandelt werden. Die Entscheidung für eine dieser Varianten hängt von dem Ausmaß der Verletzung ab.
Im Falle einer Hamstringruptur sollte das verletzte Bein die ersten drei bis fünf Tage ruhig gehalten werden. Es empfiehlt sich, das Bein zu kühlen und unter Kompression hoch zu lagern. Bei leichten Verletzungen kann bereits am fünften Tag mit leichten Übungen begonnen werden. Diese Übungen können leichtes Kraft- sowie Beweglichkeitstraining umfassen. Die Intensität sollte entsprechend der Schmerzlinderung und Verbesserung der Beweglichkeit gesteigert werden. Bei einem idealen Verlauf kann der eigentliche Sport nach zwei bis vier wieder Wochen aufgenommen werden. Es ist jedoch darauf zu achten, dass die Verletzung vollständig verheilt sein muss. Für die Behandlung einer Ruptur ist eine langfristige Rehabilitation mit gezielten Dehnungsübungen nötig. Ergänzt werden sollten konzentrische und exzentrische Übungen. Im Falle einer starken Ausprägung der Narbenbildung sollte diese operativ entfernt werden. Andernfalls besteht das Risiko von Muskelkrämpfen sowie von neuromuskulären Koordinationsstörungen.
Kinesiologisches Taping der Hamstrings
Überdehnungen der hinteren Oberschenkelmuskeln können kleine Risse in den Muskeln erzeugen. Mit dem Tapen der Hamstrings kann möglicherweise das Verletzungsrisiko gesenkt werden. Der Muskel kann mithilfe der kinesiologischen Tapes stabilisiert werden. Ebenso kann der Einsatz der Tapes eine Schmerzreduktion an den Hamstrings bewirken. Die Nutzung der kinesiologischen Tapes kann den verletzten Muskel entspannen und die Durchblutung fördern.
Allgemeine Hinweise zur Nutzung von Kinesiologie Tapes
Kinesiologisches Taping gehört zur Alternativmedizin. Die Therapiemethode „Taping“ findet vermehrten Einzug in der Sportmedizin. Bei Verspannungen und Sportverletzungen werden die Tapes primär verwendet. Die elastischen und in der Regel gut hautverträglichen Tapes werden als ergänzende Therapiemethode gerne herangezogen. Obwohl diese Behandlungsmethode nicht zur evidenzbasierten Medizin gehört, greifen PhysiotherapeutInnen und ÄrztInnen gerne auf die bunten Streifen zurück. Dies lässt sich mit einer positiv ausgefallenen Praxiserfahrung bei der Behandlung mittels kinesiologischer Tapes begründen. Kinesiologie Tapes sind flexible, selbstklebende Streifen, die auf der Oberfläche der Haut aufgetragen werden. Die Tapes entfalten ihre Wirkung in der Bewegung. In der Bewegung werden die unter der Haut liegenden Gewebeschichten massiert und stimuliert. Mithilfe der ständigen Reize werden die Rezeptoren aktiviert, welche die Muskelentspannung regulieren.
Durch die Anwendung der kinesiologischen Tapes soll die Blutzirkulation verbessert werden. Ebenso wird den Tapes nachgesagt, dass diese zu einer Reduktion von Schmerzen beitragen können. Kinesiologische Tapes können verwendet werden, um verletzte Bänder, Muskeln und Gelenke zu entlasten. Bewegungsfreiheiten werden durch die Nutzung der Tapes nicht eingeschränkt. Das flexible Material ermöglicht, dass Bewegungen nicht eingeschränkt werden. Das Schwimmen und Duschen ist mit dem Tape ebenso möglich. Die Tapes sind nämlich wasserfest. Juckreiz und Rötungen sollten während der Anwendung der kinesiologischen Tapes nicht auftreten. Kommt es zu solchen Hautirritationen, so sollte die Behandlung unterbrochen werden und der/die BehandlerIn kontaktiert werden. Gesundheitliche Risiken, die durch das falsche Anlegen der Tapes entstehen könnten, sollten ausgeschlossen werden. Medizinisches Personal wie ÄrztInnen und PhysiotherapeutInnen sollten die kinesiologischen Tapes anbringen. Sie können im Vorfeld über Kontraindikatoren aufklären (z.B. Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Psoriasis) und verwenden in Abhängigkeit der Diagnose die entsprechende Anlagetechnik. Vom „Selbst-Tapen“ sollte Abstand genommen werden.