Wenn das Immunsystem überreagiert – mit Akupunktur gegen Allergien

Akupunkturbehandlung
Akupunktur kann zur Behandlung von Allergien eingesetzt werden

Der Wiener Kinderarzt Clemens von Pirquet führte den Begriff „Allergie“ 1906 in die medizinische Fachsprache ein. Er unterschied mit dem Begriff die Überreaktionen des Körpers von einer normalen Reaktion des Immunsystems auf das Eindringen von Krankheitserregern. Überlieferungen zufolge sind die allergischen Reaktionen des Körpers schon über 1000 Jahre bekannt. Der sogenannte Rosenschnupfen, der im Frühjahr im alten Persien die Menschen befiel, ist eine der bekannten Allergien. Auch der Tod des englischen Königs Richard III. soll auf die allergischen Reaktionen nach dem Genuss von Erdbeeren zurückzuführen sein. Die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) geht davon aus, dass heute fast jeder Zweite an einer Allergie leidet.

  • Heuschnupfen (allergische Rhinitis)
  • allergisches Asthma
  • Neurodermitis (atopisches Ekzem)
  • allergisches Kontaktekzem
  • Allergien gegen Hausstaubmilben
  • Allergien gegen Tierhaare
  • Allergien nach Insektenstichen
  • Allergien und Unverträglichkeiten auf Nahrungsmittel

sind dabei die häufigsten allergischen Erkrankungen. Aus Sicht der Medizin in China (TCM) reagiert der Körper auf einen äußeren Reiz (Wind, Kälte, Nässe) entsprechend seines energetischen Zustandes und Reaktionsvermögens. Während sich die westliche Medizin mit den Auslösern der Allergie beschäftigt und eine Therapie mit Antihistaminika auf das Durchbrechen der körpereigenen Mechanismen abzielt, geht die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) auf Ursachensuche, um eine optimale Behandlung durch Akupunktur zu erreichen. Die schulmedizinische Therapie mit Antihistaminika blockiert die Histaminrezeptoren und soll die für den Patienten typischen allergischen Reaktionen verhindern oder abschwächen.

Ausgleich von Energie mit Akupunktur

Diese Symptome sind für einen erfahrenen Therapeuten Anzeichen eines energetischen Ungleichgewichtes im Körper des Patienten:

  • Absinken des Blutdrucks durch Erschlaffen der Gefäßmuskulatur
  • Anschwellen der Schleimhäute aufgrund erhöhter Gefäßdurchlässigkeit
  • Rötung der Bindehaut, juckende oder brennende Augen
  • Quaddeln auf der Haut mit ausgeprägtem Juckreiz
  • Geschwollene Lymphknoten
  • entzündete Atemwege, Hustenanfälle und Atemnot
  • übermäßige Schleimbildung in Bronchien oder Nase

In der Traditionellen chinesischen Medizin (TCM) kennt man kein exakt definiertes Immunsystem. Die Schutzfunktion wird vom Wahren Qi (Zhen Qi) übernommen. Es besteht aus dem Wei Qi (Abwehr-Qi) und dem ernährendem Ying-Qi. Das Wei Qi zirkuliert an der Körperoberfläche außerhalb der Meridiane und wird vom Organsystem Lunge kontrolliert. Ein Mangel an Lungen-Qi führt zu einer Abwehrschwäche und löst die verschiedenen Symptome von Heuschnupfen aus: Jucken in der Nase und Niesen, Hustenanfälle und Atembeschwerden oder Erkrankungen der Bronchien und Asthma.

Zurück ins Gleichgewicht durch Akupunktur

Nach einer genauen Diagnose nach den klassischen Regeln der Traditionellen Chinesischen Medizin kann eine Therapie mit Akupunktur die akuten Symptome der allergischen Rhinitis (Heuschnupfen) lindern. Das Prinzip der Therapie:

  • Biao (Zweig = Manifestation der Erkrankung) behandeln
  • Wind vertreiben
  • Hitze klären
  • Lungen-Qi-Verteilungsfunktion fördern
  • Lunge-Qi -Absenkungsfunktion fördern
  • Behandlung der Patienten mit Akupunktur über Di4/Di11/Bl40/Bl13/Lu7/Di20/EX-HN3/Du26/Gb20

Akupunktur wirkt auch regulativ auf die Organsysteme und kann zur prophylaktischen Therapie der saisonbedingten Rhinitis (Heuschnupfen) eingesetzt werden. Eine prophylaktische Behandlung von Heuschnupfen mit Akupunktur wird von August bis Oktober empfohlen. Das Abwehr Qi soll mit Akupunktur gestärkt werden. Mit Akupunktur über das Lenkergefäß (DuMai) wird das Nieren Yang gestärkt. Wichtige Punkte zur Behandlung von Heuschnupfen mit Akupunkturnadeln sind Du4/ Du12/ Du14/ Ren4/ Bl13/ Bl23/ Ni3. Einige dieser Punkte können mit Moxa als heiße Nadeln gestochen werden. Bei der Behandlung der nicht saisonbedingten Rhinitis (Heuschnupfen) folgt die Therapie einem anderen Prinzip:

  • Wurzel und Zweig der Erkrankung behandeln
  • Wind vertreiben (Akupunktur von Di20/Di4)
  • Wei Qi und DuMai stärken
  • Lungen-Qi-Verteilungs- und Absenkungsfunktion stärken (Akupunktur von Lu7/Lu9/Ma36)

Auch die Akupunktur am Ohr ist möglich. Dabei werden Nadeln an den Punkten OP13/ OP14/ OP16/ OP22/ OP33/ OP101 als Hauptpunkte für allergische Rhinitis (Heuschnupfen) gesetzt. Die Behandlung sollte im Akutstadium täglich oder jeden zweiten Tag erfolgen. Eine Kombination mit Akupunktur am Körper ist dabei günstig. Eine Therapie mit Akupunktur kann dem Patienten schnelle Linderung bei Allergien verschaffen. Die Behandlung von Heuschnupfen lässt sich mit verschiedenen weiteren Methoden wie Moxa, GuaSha oder Kräutertherapie ergänzen.

 

Hustenanfälle und Atemnot - kleine Nadeln gegen Asthma

Nicht nur bei Heuschnupfen und anderen Allergien können die Nadeln Qi regulieren. Asthma wird als Atemnoterkrankung (Qi Chuan Bing) bezeichnet. Man unterscheidet Asthma mit und ohne Begleitgeräusch, mit und ohne Dyspnoe. Im chronischen Verlauf sind auch Milz und Niere mit betroffen. Eine Therapie durch Akupunktur kann im akuten Anfall von Asthma von erfahrenen Therapeuten erfolgreich eingesetzt werden. Eine Behandlung der Patienten im beschwerdefreien Zeitraum senkt die Anfallshäufigkeit. Voraussetzung einer erfolgreichen Behandlung mit Akupunktur von Allergien, Asthma und Heuschnupfen sind eine ausführliche Anamnese mit Puls- und Zungendiagnose, die Differenzierung nach Symptomen und Ursachen der Allergie und eine Aktualisierung der Diagnose vor und während jeder Behandlung mit Akupunktur. Je nach Konstitution und Beschwerdebild können unterschiedliche Methoden der Akupunktur zum Einsatz kommen:

  • Akupunktur mit Nadelstichtechnik
  • Moxibustion - Akupunktur mit heißen Nadeln
  • Akupunktur am Ohr
  • Akupunktur an der Hand
  • Akupunktur mit Laser
  • Elektroakupunktur

Ist eine Allergie bekannt, hilft es den Auslöser zu meiden. Patienten sollten auch angehalten werden, Stress abzubauen und sich ein gesundes Umfeld zu schaffen.