Läuferknie tapen – Unterstützung für den Tractus iliotibialis

Schmerzen an der Außenseite der Knie sind für Läufer keine Seltenheit. Nach längerem Laufen macht sich der Schmerz zunehmend bemerkbar und verschwindet, sobald die sportliche Belastung endet. Häufig entwickeln Langstrecken-Läufer ein Läuferknie, denn gerade die andauernde Belastung ist hier der Auslöser für die Symptome. Die Schmerzen am Knie werden hervorgerufen durch eine Reizung des Tractus iliotibialis, die als Sehnenplatte der hüftabduzierenden Muskulatur an der Außenseite des Oberschenkels, von der Hüfte bis zum äußeren Rand des Knies, verläuft. Das umgangssprachliche „Läuferknie“ (engl. runners knee) wird in der Fachsprache daher auch als Tractus-iliotibialis-Syndrom (kurz: Tractussyndrom) oder Iliotibialband-Syndrom (ITBS) bekannt. Die Behandlung kann durch das kinesiologische Tapen der Tractussehne sinnvoll ergänzt werden, um die Beschwerden zu lindern.

Wie kommt es zu Schmerzen des Tractus iliotibialis?

Taping des Läuferknies
Taping des Läuferknies

Die Sehne des Tractus iliotibialis setzt sich aus Anteilen der drei Hüftabduktoren, des M. gluteus medius und minimus sowie des M. tensor fasciae latae, zusammen. Sie hat ihren Ursprung an der vorderen Darmbeinspitze, der Spina iliaca anterior superior, und setzt am äußeren Rand der Tibia (Schienbein) an. Beim Laufen übernimmt der Tractus iliotibialis in der Standbeinphase eine Zuggurtungs-Funktion und wirkt biomechanisch bei der Stabilisation der Knie in der Endstreckung mit, da er die Schlussrotation im Kniegelenk begleitet. Dabei gleitet die Sehne bei jeder Bewegung über den knöchernen Außenrand des Kniegelenks.

Längere und intensive Laufeinheiten sowie ein falscher Laufstil können zu Reizungen der Sehnenplatte in diesem Bereich führen. Die wiederholte Überbelastung bzw. Fehlbelastung führt langfristig zu einer chronischen Überreizung des Tractus iliotibialis. Begünstigend liegt oft noch eine Verkürzung der Hüftmuskulatur vor, durch die die Tractussehne noch mehr Spannung erfährt. Daneben ist auch eine zu schwache Glutealmuskulatur (Gesäßmuskulatur) prädestinierend. Weitere Risikofaktoren sind Beinachsenfehlstellungen, wie zum Beispiel O-Beine und Fußfehlstellungen, wie ein Senkspreizfuß und Hohlfuß. Eine postoperative Muskelschwäche und postoperative Schmerzen, zum Beispiel nach der Implantation eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenks, können ebenso zu Beschwerden des Tractus iliotibialis führen. Für Läufer können weitere externe Faktoren eine Rolle spielen. So kann die Auswahl falscher Laufschuhe und das Laufen auf Strecken mit hartem Untergrund für die Entstehung des Läuferknies bedeutend sein.

Diagnose Läuferknie

Die Diagnose ergibt sich bereits aus der geschilderten Symptomatik. Betroffene mit einem Läuferknie berichten von stärker werdenden Schmerzen an der Knieaußenseite, sobald sie länger laufen. Die Beschwerden können bis zum Abbruch der Bewegung führen, klingen danach dann aber auch wieder ab. Andere Sportarten bereiten hingegen meist keine Probleme. Zur weiteren Abklärung werden unter Umständen Ultraschalluntersuchungen, Röntgenuntersuchungen und die Magnetresonanztomografie eingesetzt, denn in Einzelfällen ist ein Ausschluss von Ermüdungsfrakturen, Meniskus- oder Knorpelschäden notwendig.

Behandlungsmöglichkeiten – Läuferknie richtig tapen

Um das Läuferknie zu behandeln muss zunächst einmal der Laufsport, gerade in der akuten Phase, reduziert werden. Mit anderen Sportarten kann dies kompensiert werden. Geeignet sind vor allem Schwimmen, Radfahren und Fitnesstraining. Bei akuten Schmerzen sind schmerzstillende Medikamente zu empfehlen sowie kühlende Maßnahmen, sofern das Areal erwärmt und geschwollen sein sollte, was eher seltener der Fall ist. Teilweise wird sogar nur in Ausnahmefällen Kälte eingesetzt, da man davon ausgeht, dass die bereits verringerte Stoffwechsellage in der Sehne dadurch noch weiter verschlechtert wird, was zu Verzögerung der Heilung führen kann. Weitere physikalische Maßnahmen, wie Wärmeanwendungen und Elektrotherapie, sind möglich.

Am wichtigsten für eine nachhaltige Behandlung sind die Kräftigung der Rumpf- und Hüftmuskulatur und Übungen bzw. passive Techniken zur Dehnung der verkürzten Abduktoren. Ziele der Sport- und Physiotherapie sind damit eine Herstellung des muskulären Gleichgewichts und eine Anpassung des sportartspezifischen Trainings, um die Bewegungsabläufe und Koordination der Läufer zu verbessern. So können die Reibung der Tractussehne verringert werden und Reizzustände abklingen. Ein Beinachsentraining bietet sich ebenfalls an, um die Körperhaltung zu optimieren und dem Läuferknie entgegenzuwirken.

In der Physiotherapie ist die Funktionsmassage für den M. tensor fasciae latae eine besonders wirkungsvolle Maßnahme. Dabei werden die Muskelfasern in Faserrichtung mit Massagegriffen passiv behandelt – zeitgleich wird der Oberschenkel des Patienten durch den Therapeuten in eine Adduktionsbewegung geführt, die die Dehnung verstärkt. Die Besonderheit der Funktionsmassage liegt darin, dass aufgrund der kombinierten Techniken mehr mechanische Rezeptoren angesprochen werden können. Neben der Funktionsmassage ist eine passive Mobilisation des Tractus iliotibialis möglich. Beide Techniken können besonders gut durch kinesiologisches Taping ergänzt werden. Aber auch in Kombination mit allen anderen Maßnahmen ist kinesiologisches Taping eine gute Option und einfach in die Behandlung zu integrieren.

Das Tractus-iliotibialis-Syndrom ist in der Praxis eine recht typische Indikation für Muskel- und Sehnenanlagen mit kinesiologischen Tapes. Das Tape kann helfen, die Spannung der Tractussehne zu reduzieren und trägt in der Therapie zu Entlastung bei. Der Abtransport der Lymphe und die Durchblutung werden beim Tapen angeregt, da kinesiologisches Tape für eine leichte Anhebung der Haut sorgt und die Zirkulation im darunter liegenden Gewebe dadurch erleichtert wird. Der mechanische bzw. taktile Stimulus beim Kontakt des Tapes mit der Haut wird in Zusammenhang mit einer Schmerzhemmung auf Rückenmarksebene gebracht, weshalb beim Tapen auch Schmerzzustände positiv beeinflusst werden können. Von Vorteil ist die überaus einfache Anwendung von Tapes, da sie kaum Nebenwirkungen zeigen und angenehm im Alltag zu tragen sind.

Der Tractus iliotibialis wird typischerweise im gesamten Verlauf an der Außenseite des Oberschenkels mit einem Tape versehen. Zur Anlage wird die Ausgangsstellung der Seitenlage gewählt und das Bein adduziert (Achtung! Bei Patienten mit einer Hüftendoprothese muss postoperativ eine andere Ausgangsstellung gewählt werden, da die Adduktion in der rehabilitativen Phase eine kontraindizierte Bewegung ist). Das Tape wird dann in I-Form angelegt. Die Basis des Tapes liegt im Bereich des Trochanter majors, der Rest des Tape-Streifens verläuft bis zum Tuberculum gerdyi. Andere Tape-Varianten sind zum Beispiel Tape-Anlagen für den M. tensor fasciae latae, die detonisierend oder tonisierend angelegt werden können. Bei faszialen Problemen im Bereich des Tractus iliotibialis kann die Faszientechnik gewählt werden. Bei speziellen Schmerzpunkten in der Sehne kann das Tapen auch unter Anwendung der Ligamenttechnik erfolgen, bei der das Tape unter hoher Dehnung zur punktuellen Stimulation aufgeklebt wird. Ein Lymphtape wird in Fächerform im Verlauf der Sehne geklebt, um zum Beispiel das Lymphsystem nach erhöhter sportlicher Belastung zu unterstützen. So lassen sich verschiedene Taping-Varianten je nach Zielsetzung anpassen und ergänzen, um die Therapie für das Läuferknie ganzheitlich abzurunden.

Anleitung zur Eigenbehandlung mit kinsiologischem Tape bei Läuferknie

Die beschriebene Funktionsmassage kann in Eigenbehandlung vom Patienten zuhause durchgeführt werden, wobei im Stand das betroffene Beim mit dem Knie auf einem Hocker abgelegt wird und ein Tennisball für die Druckmassage zur Hilfe genommen wird. Der Tennisball wird auf dem Muskelbauch des M. tensor fasciae latae platziert und angedrückt während das Becken zur Seite gegen den Ball geschoben wird. Der Druck wird aufgebaut und wieder gelöst, bis nach ca. zwei bis drei Minuten eine Entspannung eintritt. Die Technik kann im weiteren Verlauf der Tractussehne ebenfalls verwendet werden.

Die Patienten können in der Physiotherapie auch angeleitet werden, kinesiologisches Tapes selbst zu verwenden. Die Anlage kann in Sitzposition erfolgen. Die Knie sind leicht gebeugt und die Hüften etwas gespreizt. Der Außenknöchel des Fußes wird in Richtung Boden gedreht, um eine leichte Hüftaußenrotation zu bewirken. Das Tape wird dann vom äußeren Hüftknochen bis zum Knie abgemessen, ca. ein Viertel der Länge abgezogen und dann zugeschnitten. Bevor das Tape aufgebracht wird, können kleine Gittertapes, sogenannte Cross-Tapes oder Cross-Patches, auf Schmerzpunkte des Oberschenkels geklebt werden. Dann wird die Basis des kinesiologischen Tapes auf den Trochanter major geklebt und das Tape mit starkem Zug im Verlauf des Tractus iliotibialis weiter angelegt. Beim Tapen ist im unteren Bereich darauf zu achten, dass das Ende des Tapes zwischen der Kniekehle und der Patella-Außenkante wieder etwas nach vorne Richtung Schienbein gezogen und dort fixiert wird. Ein zweites Tape dieser Art kann die Anlage verstärken

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