Kinesiologisches Taping bei Hallux Valgus

Der Hallus valgus (lat. valgus = schief), auch Überbein oder Exostose genannt, gehört zu den häufigsten Fehlstellungen des Vorfußes, die vorwiegend Frauen betrifft. Hierbei ist das Großzehengrundgelenk betroffen, das von seiner Achse abweicht und sich nach medial in Richtung Fußinnenkannte verlagert, während sich die Großzehe in entgegengerichtete Richtung schiebt. Die Behandlung der Fehlstellung kann konservativ und operativ erfolgen. Bei leichteren Ausprägungen und auch post-operativ kann kinesiologisches Taping eingesetzt werden, um die Korrektur der Fehlstellung unterstützen.

Wie entsteht ein Hallux valgus?


Ein Fuß mit blauem Kinesiologie TapeTaping bei Hallux Valgus

Ein Hallux valgus entsteht vor allem aufgrund eines bereits bestehenden Spreizfußes als Fußfehlstellung. Das Quergewölbe des Vorfußes sinkt dabei ab, wodurch die Mittelfußknochen auseinanderweichen. Der Zug der Großzehensehne in Richtung Adduktion sorgt für eine Drehung der Großzehe um die eigene Achse und eine Abweichung in Richtung der anderen Zehen. Das Großzehengrundgelenk gerät also vermehrt in eine Valgusstellung. Das Tragen falscher Schuhe, die zu hoch und im vorderen Bereich zu eng sind, kann die Deformität begünstigen. Die Füße können dann ihre physiologische Position nicht mehr einnehmen. Auf Dauer wird die Fußmuskulatur geschwächt und die Fehlstellung des Großzehengrundgelenks zunehmend verstärkt. Auch eine angeborene Bindegewebsschwäche kann einen Spreizfuß bedingen, da die stabilisierenden Bänder des Quer- und Längsgewölbes geschwächt sind. Dennoch ist die erbliche Komponente zweitranging, da sich die Fehlstellung erst im Laufe der Zeit durch exogene Faktoren verstärkt. Interessant ist der Aspekt, dass in Kulturen, in denen viel barfuß oder in offenen bequemen Schuhen gelaufen wird, kaum eine Hallux valgus zu beobachten ist. Dort, wo hingegen schmale und kleine Schuhe dem Modetrend entsprechen, ist die Fehlstellung wesentlich häufiger anzutreffen.

Symptome des Hallux valgus

Im Anfangsstadium sind in der Regel noch keine Beschwerden zu bemerken. Meist stellt der Hallux valgus eher ein kosmetisches Problem dar. Erst mit fortschreitender Veränderung wird der Druck auf den hervortretenden Großzehenballen immer größer. Häufig kommt es durch Reibung der Schuhe zu einer Reizung des Schleimbeutels bis hin zur Entzündung (Bursitits) mit begleitender Schwellung und Rötung. Weiterlaufend kann sich die Symptomatik auch auf die Muskulatur im Fuß und Unterschenkel auswirken und dort Beschwerden verursachen. Die Beweglichkeit des Großzehengelenks nimmt zudem fortschreitend ab. Das Tragen von Schuhen kann problematisch werden, da die Schuhe durch die Deformität nicht mehr passen und immer wieder Druckstellen am Fußaußenballen hervorrufen.

Eine besondere Rolle nehmen die Sesambeine ein, die als Gleitlager für die Großzehensehne dienen. Diese geraten ebenfalls in eine abweichende Stellung. Je mehr sich die Sesambeine verschieben, desto mehr verstärkt sich die Valgusstellung der Großzehe. Mit zunehmender Abweichung kann die Gleitlagerfunktion nicht mehr erfüllt werden, was den Abrollvorgang beim Gehen über die Großzehe stark beeinträchtigt. Aufgrund dessen wird das Gewicht zunehmend auf den Mittelfuß und die Kleinzehen übertragen und verursacht dort Schmerzen (Transfermetatarsalgie).

Im weiteren Verlauf kann der Hallux valgus die Entstehung von Hammer- und Krallenzehen und durch die vermehrte Belastung des Großzehengrundgelenks eine Arthrose begünstigen (Hallux rigidus). Durch die Abnahme des Gelenkknorpels nimmt die Belastung immer mehr zu. Eine Schmerzhafte Entzündung und degenerative Gelenkveränderung sind die Folge. Infolgedessen kommt es automatisch zu einer reaktiven Gewichtsverlagerung, die wiederum die Kleinzehen belastet.

Diagnose und Therapie

Die Diagnose ergibt sich bereits deutlich aus der optischen Untersuchung. Die Fehlstellung der Großzehe lässt sich leicht erkennen. Ab einer Abweichung von 10° liegt eine leichter Hallux valgus vor. Weitere klinische Zeichen sind die Verdrehung der Großzehe, das Hervortreten des Mittefußköpfchens am medialen Rand des Fußes, eine vermehrte Hornhautbildung am Großzehengrundgelenk sowie Rötungen und Schwellung des Schleimbeutels. Ebenso ist der begleitende Spreizfuß durch die Abflachung des Quergewölbes sichtbar. Daneben kann der Arzt auch andere Fehlstellungen, wie den Knickfuß erkennen, bei dem der Rückfuß nach außen in eine x-Stellung abknickt, das Längsgewölbe abgeflacht ist und die Fußsohle plan aufliegt. Durch die Tastuntersuchung wird außerdem die Beweglichkeit des Großzehengelenks auf Einschränkungen hin überprüft. Es wird getestet, ob sich die Fehlstellung noch aktiv und passiv (manuell) korrigieren lässt. In der Anamnese können daneben erbliche Komponenten erfragt werden.

Zur Sicherung der Diagnose kann ein Röntgenbild angefertigt werden, mit dessen Hilfe der genaue Winkel der Abweichung gemessen wird. So lässt sich das Ausmaß der Valgusstellung bestimmen und einteilen. Der Intermetatarsal-Winkel (IM-Winkel) beschreibt die Abweichung der Metatarsale I zur Metatarsale II, der Hallux-Valgus-Winkel (HV-Winkel) die Valgusabweichung der Großzehe:

Milde Ausprägung: IM-Winkel 11-15°, HV-Winkel 21-30°

Moderate Ausprägung: IM-Winkel 16-20°, HV-Winkel 31-40°

Schwere Ausprägung: IM-Winkel > 20°, HV-Winkel > 40°

Um weitere Schäden am Knorpel und Knochen oder den Weichteilen zu diagnostizieren, wird eine Kernspin- bzw. Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt.

Die konservative Therapie des Hallux valgus besteht aus der medikamentösen Gabe von nichtsteroidalen Antirheumatika (NRSA), Physiotherapie, manueller Therapie und orthopädietechnischen Hilfsmitteln, wie z. B. Zehenspreizern und -polstern, spezielle Einlagen zur Unterstützung des Vorfußes, Ballenrollen und Orthesen. Gerade bei jüngeren Patientinnen, die die Fehlstellung noch korrigieren können, ist durch die spezielle Fußgymnastik und manuelle Behandlung in der Physiotherapie das Fortschreiten der Fehlstellung vermeidbar. Die vollständige Korrektur eines Hallux valgus ist, sobald er bereits vorhanden ist, aber generell nicht möglich. Die Übungen dienen der Kräftigung der Fuß- und Zehenmuskulatur und Aufrichtung des Quer- und Längsgewölbes. Besonders hier kann das kinesiologische Taping eingebunden werden, da es einfach während der Übungen und Mobilisation und darüber hinaus unterstützend getragen werden kann.

Wichtig sind zudem die Pflege der beanspruchten Hautstelle am Grundgelenk und abschwellende Maßnahmen. Eine Reduktion der Reibung und weiteren Reizung sollte angestrebt werden. Bei älteren Patientinnen/Patienten, bei denen das Grundgelenk bereits starke Bewegungseinschränkungen aufweist und nicht mehr aktiv korrigier bar ist, kann ein operativer Eingriff gute Resultate erzielen und die Schmerzen beseitigen. Dabei kommt der optimalen Durchführung und Nachbehandlung eine große Bedeutung zu. Die Art der Therapie richtet sich individuell nach den Patientinnen und Patienten, dem Schweregrad der Fehlstellung und Ausmaß der Beschwerden. Neben der Therapie, ist im Alltag die Auswahl von flachen Schuhen mit ausreichend Freiraum zu empfehlen.

Kinesiologisches Taping in der Behandlung des Hallux valgus

Das Kinesiologie-Taping kann zur Linderung von Symptomen bei Beschwerden der Fuß- und Unterschenkelmuskulatur sowie bei der Korrektur des Großzehengrundgelenks behilflich sein. Bei der Auswahl der Anlagetechnik, bieten sich beim Tapen insbesondere die Muskeltechnik und die Korrekturtechnik an. Die korrekte Anlage der Tapes sollte durch geschultes Fachpersonal wie Physiotherapeuten oder Ärzte erfolgen, die eine entsprechende Weiterbildung besucht und die Taping-Methode fachgerecht erlernt haben. Kinesiologisches Taping kann optimal in Ergänzung zu anderen konservativen Methoden angewendet werden. Die Tapes können aber auch nach einer korrigierenden Operation eingesetzt werden, sobald die Wundheilung abgeschlossen ist. Oftmals wird das Taping im Rahmen der Physiotherapie genutzt, um die Korrekturstellung zu unterstützen, Schmerzen zu lindern und Schwellungen zu reduzieren. Kinesiologisches Tape soll über die Anhebung der Haut positiv auf den Lymphfluss wirken und über den mechanischen Stimulus die Nozizeption hemmen.

Eine Möglichkeit ist beispielweise zunächst den Musculus hallucis longus mit einem Y-Tape zu tapen. Das Tape wird dazu mit der Basis seitlich der Großzehe und die Zügel in Richtung Ferse auf die Haut geklebt. Der zweite Tape-Streifen, ebenfalls in Y-Form, wird zur Korrektur der Zehe in Richtung Pronation verwendet. Die Basis liegt unter dem Großzehballen und die Zügel laufen über den Fußrücken quer zur Richtung des anderen Tapes entlang. Die Korrekturanlage kann durch eine zweite Schicht des Tapes über der ersten verstärkt werden. Nach der Anlage des Tapes sollte die Patientin/der Patient einen Zug an der Großzehe in Korrekturrichtung spüren. Daneben gibt es weitere Varianten das kinesiologische Tape anzulegen. Kombinationen mit weiteren Anlagen zur Aktivierung des Fußgewölbes oder bei einer zusätzlich bestehenden Großzehengrundgelenksarthrose können die Tape-Anlage ergänzen.

Kinesiologisches Tape bietet den Vorteil einer angenehmeren Anwendung gegenüber Orthesen. Das Tape ist im Alltag einfach zu tragen und kann beim Duschen oder Schwimmen ohne weiteres getragen werden. Die Tapes lassen sich darüber hinaus im Vergleich zu Schienen besser in Schuhen tragen, da sie sehr dünn sind und für die Trägerin/den Träger kaum spürbar sind. Je nachdem, wie weit die individuelle Fehlstellung ausgeprägt ist, kann die Anlagetechnik beim Taping außerdem genau angepasst und erweitert werden. So kann kinesiologisches Tape zusätzlich beim Spreizfuß verwendet werden, um das Quergewölbe zu unterstützen.

Hier können Sie unser SL Startape®  erwerben.