Akupunktur bei Inkontinenz
Ursachen für eine Reizblase und für Harninkontinenz
Die Ursachen der Blasenschwäche bzw. Inkontinenz unterscheiden sich je nach Form. Die klassische Medizin kennt vier Formen der Harninkontinenz. Bei der Dranginkontinenz tritt der Harndrang „überfallartig“ auf, ohne dass der Patient vorher etwas verspürt. Häufig ist der Grund für die Dranginkontinenz ein instabiler Blasenmuskel oder eine Infektion. Außerdem können Tumore, Blasen- oder Harnwegssteine oder ableitende Harnwege zu einem unkontrollierten Ausfluss von Urin führen. Bei Krankheiten wie Multipler Sklerose, Hirntumoren, Demenz, Schlaganfall oder Parkinson kann der Muskel der Blase in seiner Funktion eingeschränkt werden, sodass es zu einer Blasenschwäche kommt. Auch dann spricht die klassische Medizin von einer Dranginkontinenz. Im Gegensatz dazu ist die Belastungsinkontinenz häufig eine Folge von äußeren Eingriffen, z.B. nach einer Operation in der Beckenregion oder bei einer Überdehnung der Beckenbodenmuskulatur während der Geburt. In Folge dessen kommt es zu einer Beckenbodenschwäche, die durch Östrogenmangel verstärkt werden kann. Auch eine Gebärmuttersenkung kann Grund für die Belastungsinkontinenz sein. Liegt eine vermischte Form von Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz vor, bezeichnen Fachspezialisten diese auch als Mischkontinenz. Neben diesen beiden Formen gibt es noch die Überlaufinkontinenz, bei der keine willkürliche Entleerung der Blase mehr möglich ist. Der Urin wird unwillkürlich ausgeschieden, weil sie verengt oder blockiert wird. Durch eine Prostatavergrößerung, eine Blockade der Harnröhre oder eine Nervenschädigung kann die Überlaufkontinenz ausgelöst werden. Nervenschädigungen können zum Beispiel bei Diabetes mellitus entstehen und dadurch die Blasenschwäche verursachen. Bei der Reflexinkontinenz geht der Urin reflexartig ab, ohne dass vorher Harndrang verspürt wird. Die Reflexinkontinenz wird häufig durch einen schweren Bandscheibenvorfall, Querschnittslähmung oder einen offenen Rücken verursacht.
Behandlung der Blasenschwäche
Bei der Therapie spielt die Unterscheidung der verschiedenen Formen der Harninkontinenz eine wichtige Rolle. Eine Gemeinsamkeit besteht im gezielten Toilettentraining, das den Betroffenen hilft, ihre Inkontinenz zu kontrollieren und im Alltag zu bewältigen. Dabei kann im Alltag eine Inkontinenz-Vorlage helfen, einen normalen Tagesablauf zu gestalten und mehr Lebensqualität zu verspüren. Bei der Belastungsinkontinenz werden durch Beckenbodentraining die Muskeln gestärkt und mit Zugabe von Hormonpräparaten der Östrogenmangel ausgeglichen. Die Beschwerden bei dieser Form der Inkontinenz können mit Duloxetin gelindert werden. Eine Dranginkontinenz kann gut mit Medikamenten therapiert werden. Anticholinergika wie Oxbutynin oder Tolterodin wirken hier besonders gut. Bei der Überlaufinkontinenz wird zur Therapie die eigentliche Ursache behandelt. Hier kann zum Beispiel operativ die Prostata verkleinert oder eine Blockade der Harnröhre gelöst werden. Auch bei den anderen Formen ist manchmal eine Operation notwendig. Jedoch viel seltener als bei der Überlaufinkontinenz.
Blasenschwäche und Inkontinenz in der traditionellen chinesischen Medizin
Bei einer Reizblase oder Harninkontinenz geht die traditionelle chinesische Medizin (TCM) davon aus, dass das Yang geschwächt ist. Die Yang-Energie steuert im menschlichen Körper die Ausscheidungsfunktionen. Liegt eine Störung vor, kann die Ausscheidung von Körperflüssigkeiten z.B. Urin nicht mehr kontrolliert werden. Yang ist eine wärmende Energie, die auch unter Wärmeeinfluss wieder in ihr Gleichgewicht gebracht werden kann. Dass sie im Zusammenhang mit der Inkontinenz steht, wird dadurch bestätigt, dass eine Reizblase bei Unterkühlung und kalten Füßen verstärkt wird. Außerdem ist psychischer Stress eine häufige Ursache bei Inkontinenz oder Reizblase. Je nach Ursache werden verschiedene Therapie-Ansätze gewählt. Liegt ein Yang-Mangel zugrunde, kann durch wärmende Kräuter und Akupunktur mit gleichzeitiger Wärmebestrahlung die Energie aufgefüllt werden. Die Wärmebestrahlung wird durch Moxibustion hervorgerufen. Hierbei wird auf das Ende der Akupunkturnadel ein Stück gepresstes, glühendes Beifußkraut aufgesteckt. Es überträgt einen Wärmereiz auf den Körper. Sind psychische Belastungen die Ursache für die Harninkontinenz oder die Reizblase, werden entspannende und beruhigende Punkte durch Akupunktur stimuliert. Jüngere Patienten benötigen meist weniger Akupunktur-Sitzungen als ältere Personen, weil bei ihnen häufig zusätzlich zur Reizblase eine Harninkontinenz vorliegt.
KG3 ist der „Sammelpunkt“ für den Blasen-Bereich des Menschen. Durch Akupunktur dieses Punktes werden Körperflüssigkeiten reguliert und das Yang gestärkt. Erfahrungen aus Akupunktur-Therapien zeigen, dass dieser Akupunkturpunkt bei Harnträufeln und Kälte bedingte Unterleibsschmerzen hilfreich ist. Bei unwillkürlichem Einnässen oder auch Enuresis werden die Punkte KG2 und MP6 in die Akupunktur einbezogen. Letzterer Punkt eignet sich auch für die Akupunktur bei Urinretention, wenn der Urin spontan ausgeschieden wird. Hier hat sich auch das Nadeln des Punktes MP 9 bewährt. Insgesamt gibt es sieben Blasenpunkte, die die traditionelle chinesische Medizin für Akupunktur und Moxibustion empfiehlt. Dadurch kann den Patienten einiges an psychischer Belastung genommen werden, sie können ihren Alltag mit der Inkontinenz besser bewältigen und es besteht sogar die Chance einer vollständigen Heilung von der Harninkontinenz.