Kinesiologisches Taping bei Morbus Osgood-Schlatter

Kinesiologisches Taping bei Morbus Osgood-Schlatter

Entsteht im Kindes- beziehungsweise Wachstumsalter eine schmerzhafte Veränderung am vorderen Schienenbein, die infolge einer Reizung der Ansatzstelle der Kniescheibensehne auftritt, wird dies als Morbus Osgood-Schlatter bezeichnet. Dabei kann es zum Ablösen und, im schlimmsten Fall, zum Absterben der knöchernen Befestigung der Patellasehne vom Schienbein kommen. Aus diesem Grund zählt diese Erkrankung zu den aseptischen (nicht infektionsbedingten) Knochennekrosen.

Risikogruppe: Kinder und Jugendliche

Knieschmerzen im Kindes-, und Jugendalter (in den Wachstumsphasen) sind häufig bedingt durch Morbus Osgood-Schlatter. Besonders sportlich aktive Kinder und Jugendliche sind von Morbus Osgood-Schlatter betroffen. Während der Wachstumsphasen, das heißt, wenn Muskeln, Kochen, Sehnen und andere Strukturen sich stark verändern, tritt Morbus Osgood-Schlatter vermehrt auf. Eine Risikogruppe für das Auftreten von Morbus Osgood-Schlatter sind Kinder, die Leichtathletik als Leistungssport betreiben. Weniger aktive Jugendliche können ebenfalls von diesem Erkrankungsbild betroffen sein. Bei sportlich aktiven Kindern, die unter Morbus Osgood-Schlatter leiden, werden Überlastungen oder trainingsbedingte Mikroverletzungen als Hauptursachen vermutet. Kinder und Jugendliche, die an Morbus Osgood-Schlatter erkrankt sind, verspüren häufig bewegungsabhängige Schmerzen.

Ursachen von Morbus Osgood-Schlatter

Zu der Ursache von Morbus Osgood-Schlatter gibt es bisher nur Vermutungen. Häufig werden Übergewicht oder auch eine verminderte Belastbarkeit des Schienbeins aufgrund von hormonellen Umstellungen in der Pubertät als Ursachen für Morbus Osgood-Schlatter angenommen. Ein weiterer Aspekt ist ein Ungleichgewicht der Belastung im Knie, wodurch ein verstärkter Zug des Kniescheibenbandes (Ligamentum patellae) resultiert. Des Weiteren wird angenommen, dass Überlastung oder zu intensives Training zu Mikroverletzungen führt, welche Morbus Osgood-Schlater bedingen. Lokale Durchblutungsstörungen haben ebenfalls den Ruf, diese Erkrankung hervorzurufen. Die Konsequenz der Ursachen ist ein Ungleichgewicht zwischen Belastung und Belastbarkeit. Bei Bewegungen des Kniegelenks wird über die Patellasehne die Kraft auf das Schienbein übertragen. Der Ansatz der Patellasehne befindet sich im Bereich der verknöcherten Apophyse. Bei der Apophyse handelt es sich um einen Knochenauswuchs. An diesem Knochenauswuchs setzen Sehnen und Bänder an. In der Wachstumsphase besteht die Apophyse noch aus Knorpelgewebe und verknöchert erst mit dem Ende des Wachstums. Daher entsteht Morbus Osgood-Schlatter in der Regel nur im Kindes- und Jugendalter. Die knorpelige Apophyse der Tuberositas Tibaie ist nicht so belastbar wie die knöcherne Apophyse. Aus diesem Grund stellen Übergewicht sowie zu intensive sportliche Belastung im Kinder und Jugendalter ein besonderes Risiko dar.

Symptome von Morbus Osgood-Schlatter

Zu den typischen Symptomen von Morbus Osgood-Schlatter gehören:

  • Bewegungsabhängige Schmerzen unterhalb des Kniegelenks (verstärktes Auftreten während oder nach körperlicher Belastung)
  • Druckschmerz an der Tuberositas tibiae
  • Schwellungen am Schienbeinrand (unterhalb der Kniescheibe)
  • gestraffte Muskeln in der Vorder- oder Rückseite des Oberschenkels

Diagnose von Morbus Osgood-Schlatter

Für die klinische Diagnose „Morbus Osgood-Schlatter“ wird der Arzt die Symptomatik und den allgemeinen Gesundheitszustand des Kindes beziehungsweise Jugendlichen erheben. Zur Bestimmung der Schmerzursache, wird das Knie gründlich untersucht. Im Zuge dessen wird das Gangbild betrachtet. Der Arzt beobachtet, ob während Geh-, Lauf,- oder Springbewegungen schmerzhafte Symptome auftreten. Im frühen Stadium von Morbus Osgood-Schlatter tritt häufig ein belastungsabhängiger Schmerz über dem Patellasehnenansatz am Schienbein auf.

Bildgebende Verfahren wie eine Ultraschalluntersuchung, Röntgenaufnahme oder auch eine Kernspintomographie vom Knie können zur genauen Diagnosestellung „Morbus Osgood-Schlatter“ mit herangezogen werden. Bei einer Röntgenuntersuchung kann sich eine Tuberositas Tibias zeigen. In diesem Fall würden sich Strukturauflockerungen im Bereich der Tuberositas sowie die Abhebung und Zersplitterung der Tuberositas darstellen. Dafür sind zuvor kleinere Areale der Apophyse mittels osteonekrotischer Prozesse aus dem Gewebeverbund herausgelöst worden.

Die Diagnose Morbus Osgood-Schlatter kann üblicherweise mit Hilfe von der Beschreibung der Symptome und einem zusätzlichen Röntgenbild erfolgen. Im Röntgenbild zeigt sich häufig im Falle von Morbus Osgood-Schlatter eine Wachstumsfuge und freie Knochenteilchen (Ossikel) sowie eine Auflockerung im betroffenen Bereich. Anstelle eines Röntgenbildes kann das MRT als bildgebendes Verfahren genutzt werden. Das MRT bietet gegenüber der Röntgenuntersuchung den Vorteil, dass der Patient nicht der Röntgenstrahlung ausgesetzt ist. Ebenfalls spricht für die Nutzung des MRT, dass Morbus Osgood-Schlatter im Anfangsstadium sich damit einfach diagnostizieren lässt. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich mit Hilfe des MRT das Ausmaß der Erkrankung genauer bestimmen lassen kann. Generell kann auch ein Ultraschall als bildgebendes Verfahren verwendet werden. Die Auswahl des bildgebenden Verfahrens hängt von der Erfahrung und Präferenz der untersuchenden Ärztin ab. Alle beschriebenen Verfahren können für die Diagnostik bei Morbus Osgood-Schlatter verwendet werden.

 

Therapie/Behandlung von Morbus Osgood-Schlatter

Dem Erkrankungsbild „Morbus Osgood-Schlatter“ liegt meist eine Überlastung des Sehnenansatzes zugrunde, weshalb eine Reduktion der körperlichen Beanspruchung notwendig ist, um das Kniegelenk zu entlasten. Im akuten Stadium sollten die Betroffenen vom Schulsport befreit werden und das Gelenk schonen. Unter Umständen können Gehstützen verwendet werden. In schweren Fällen sollte eine Pause der sportlichen Aktivitäten über mehrere Monate erfolgen. Hat das Kind oder der/die Jugendliche keine großen Schmerzen, dann kann die sportliche Aktivität wieder fortgesetzt werden. Mit Abschluss der Wachstumsphase verschwindet das Erkrankungsbild „Morbus Osgood-Schlatter“ meist ohne gesundheitliche Folgen. Liegt eine Belastung infolge von Übergewicht beziehungsweise Adipositas oder durch muskuläre Dysbalancen vor, so sollte eine Gewichtsnormalisierung sowie eine Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur angestrebt werden.

Bei der Behandlung beziehungsweise Therapie von Morbus Osgood-Schlatter können entzündungshemmende Medikamente eingesetzt werden, die einer Abschwellung und Schmerzlinderung dienen. Schmerzmittel sollten zeitlich begrenzt sowie nur bei starken Schmerzen eingenommen werden.

In der Regel ist eine Schonung ausreichend. Mithilfe konservativer Behandlungsmethoden wie durch Kühlung, Schonung oder einer Stoßwellentherapie heilt die Erkrankung in der Regel vollkommen aus. Zusätzlich können Krankengymnastik sowie physiotherapeutische Übungen genutzt werden. Stretch-Übungen, das heißt, das Dehnen der Oberschenkelmuskeln der Vorder- und Rückseite, lindern Schmerzen. Kniebandagen und elastische Tapeverbände können den Verlauf der Zugkräfte verändern, wodurch ebenfalls eine Reduktion der Schmerzen erfolgen kann. In seltenen Fällen führen die entstandenen Verknöcherungen im Sehnenansatz nach dem Abschluss der Wachstumsphase noch weiterhin zu Schmerzen. Dann wird eine Operation notwendig.

 

Kinesiologisches Taping bei Morbus Osgood-Schlatter

Die Anwendung von Kinesiologie Tapes kann dabei unterstützen den Heilungsprozess zu fördern und die Symptome zu verringern. Beim Morbus Osgood-Schlatter kann der Einsatz kinesiologischer Tapes die Stabilität im Knie erhöhen. Die Tapes können die Durchblutung fördern und damit den Druck von der schmerzenden Stelle am Knie nehmen. In diesem Zuge kann die Entzündung reduziert werden und die Schmerzen gelindert werden. Wichtig ist, dass die Nutzung der Kinesiologie Tapes in Kombination mit anderen Therapiemethoden erfolgen sollte, um ihre volle Wirkung zu entfalten.

Allgemeine Hinweise zur Nutzung von kinesiologischen Tapes

Kinesiologie Tapes werden immer populärer in der Sportmedizin. Beim kinesiologischen Taping handelt es sich um eine alternativmedizinische Behandlungsart. Diese wird bei verschiedenen Erkrankungsbildern genutzt, obwohl sie bislang nicht zur evidenzbasierten Medizin gehört. Dennoch verwenden einige ÄrztInnen und PhysiotherapeutInnen die bunten, elastischen Bänder gerne als zusätzliche unterstützende Maßnahme bei der Behandlung von beispielsweise Muskel-Skelett-Erkrankungen. Verspannungszustände sowie Verletzungen im Sport können mit den flexiblen Tapes behandelt werden. Das elastische Tape kann das verletzte Gelenk, Band oder den Muskel entlasten. Allerdings sollte das Anbringen der Tapes auf der Haut immer von einer professionellen Ärztin oder Physiotherapeutin erfolgen. Je nach Erkrankungsbildes wählt der/die BehandlerIn die entsprechende Anlagetechnik aus.

Die Tapes werden dann in verschiedenen Dehnungszuständen auf der Haut aufgeklebt. Des Weiteren können ÄrztInnen oder PhysiotherapeutInnen über mögliche Kontraindikationen informieren und das Behandlungsgeschehen erläutern. Vom „Selbst-Tapen“ sollte dringend abgeraten werden, da infolge einer falschen Anbringung der Tapes gesundheitliche Risiken entstehen können. Kinesiologie Tapes sind flexible, selbstklebende Streifen, welche wasserfest und in der Regel hautfreundlich sind. Ohne Probleme und Bewegungseinschränkungen im Alltag können die Tapes verwendet werden. Beim Duschen und Schwimmen können die Tapes auf der Haut angebracht bleiben. Treten im Zuge der Behandlung mittels kinesiologischer Tapes Hautirritationen wie Juckreiz oder Rötungen auf, so sollte die Therapie sofort beendet werden. Ebenfalls ist es sinnvoll, den/die BehandlerIn zu kontaktieren. Die Haltedauer der Tapes auf der Haut kann positiv beeinflusst werden. Die zu tapende Körperregion sollte frei von Cremes, Ölen und Fetten sein. Ebenso kann das Desinfizieren der Stelle mit Alkohol die Haltedauer erhöhen.

 

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